Yano
Beiträge: 2.920
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RE: Als Japanologe auswandern?
Nein, das ist nicht so abenteuerlich, und die wollen auch nicht unbedingt, daß du einen verbrecherischen Lebenswandel beginnst. Die sind einfach nur nett und schenken dir was und fördern dich. Später wirst du vielleicht ein O-Eraisan, und da kann es nicht schaden, wenn so wer sich denen verpflichtet fühlt.
Ich bin angegangen worden, akzeptierte und hatte Vorteile davon. Ich war blutjung und ahnungslos. Als ich aufhörte, bekam ich ordentlich Dreck nachgeschmissen, das ging bis nach Deutschland.
Jetzt ist mein erster Sohn in dieser Situation. Der hat deutsches Abitur und ist bald japanischer Rechtsanwalt; so jemand wird heftig umworben. Wir haben für ihn eine winzige Wohnung in Kawasaki gekauft, zahlen die Studiengebühren (Waseda) und stecken ihm ab und zu mal was zu. Aber neulich hat er sich eine Katze für gut zweitausend Euros gekauft...
Jaja, Anime...
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13.08.12 20:15 |
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Horuslv6
Beiträge: 1.829
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RE: Als Japanologe auswandern?
Was meinst du mit der letzten Zeile?^^
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13.08.12 21:26 |
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Yano
Beiträge: 2.920
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RE: Als Japanologe auswandern?
(13.08.12 21:26)Horuslv6 schrieb: Was meinst du mit der letzten Zeile?^^
Diese Geschichte mag nun für ein Manga oder so taugen, leider bin ich zeichnenasthenisch.
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13.08.12 23:07 |
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nomin
Beiträge: 134
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RE: Als Japanologe auswandern?
Am besten mal in der Suchfunktion "Auswandern" etc. eingeben und die dortigen Berichte lesen. Es gibt hier im Forum viele Meinungen darüber zu lesen.
Ich denke - Japan ist ein schönes Land, hat tlw. hervorragendes Essen und sehr nette Menschen. Japan ist aber auch ein Land, das einen vor viele Fragen stellt, die man als Mitteleuropäer nicht beantworten kann und deren Antworten man ggf. nicht versteht (z.B. das hierarchische Denken und die daraus entstehenden Konsequenzen im Alltag).
Wer in der Lage ist, sich selbst nicht als den Nabel der Welt zu betrachten, seine Japanideale über den Haufen zu werfen, keine Angst vor Niederlagen hat und weiß, dass man Geld als Normalbürger ohne verbrecherische Absichten nur mit harter Arbeit verdient, der kann auch in Japan überleben.
Träumer, Idealisten und Spinner leben nicht lange dort oder nicht besonders gut.
Meine Meinung und tlw. auch durch durch eigene Erfahrung begründbar.
Ich lebe gerne in D und möchte in Japan nur dann leben, wenn ich dort meinen Lebensunterhalt nicht durch Arbeit verdienen müsste. Wenn dann noch Familie ins Spiel käme, könnte ich mir es noch schwerer vorstellen.
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14.08.12 14:18 |
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Yano
Beiträge: 2.920
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RE: Als Japanologe auswandern?
Da möchte ich ein bissi ergänzen. Sich als Deutscher in eine japanische Hierarchiestruktur einzubinden, d.h. Angestellter zu sein, das habe ich versucht, und es war やはり nichts. So mentalitätsmäßig. Man kriegt kein Fitzelchen Autonomie und über jeden Scheiß wird stundenlang gelabert, jeder Depp darf dir am Zeug flicken usw.
Aber als selbständiger Gewerbetreibender wirst du in Japan in einem Maße in Frieden gelassen, das man sich in Deutschland kaum vorstellen kann. Es mag heutzutage strenger geworden sein, vielleicht. Aber unvergeßlich wird mir bleiben, wie der Chef der Steuerkanzlei sagte, "Belege braucht man nicht", und ich bekam das ganze 源泉徴収 zurück (das konnte auf der Kante stehen).
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14.08.12 15:30 |
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chochajin
Beiträge: 365
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RE: Als Japanologe auswandern?
Ich bin Deutsche und lebe nun seit 5 Jahren in Japan.
Wie andere schon richtig angemerkt haben gibt es viele Aspekte des täglichen Lebens, die in Japan besser sind, aber genauso viele, die schlechter sind als in Deutschland.
Man muss für sich selbst abwiegen, ob einem das taugt oder nicht.
Noch dazu hängt es stark davon ab, wo in Japan du lebst, mit welchen Leuten du dich umgibst, dein Arbeitsumfeld etc.
Jeder macht ganz unterschiedliche Erfahrungen!
Deinem Freund scheint es ja offenbar zu gefallen.
Ich schreib ab und zu über meine Erfahrungen als Deutsche in Japan hier.
Leben und Reisen in Japan: https://zoomingjapan.com
Verkaufe jap. Bücher, Manga, Doujinshi, Souvenire und mehr:
https://cho-sales.livejournal.com
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18.08.12 01:42 |
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Kasu
Beiträge: 379
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RE: Als Japanologe auswandern?
Dein Freund ist ja gerade noch da und steckt mitten in seinen Auslandssemestern, richtig?
Ich bin auch gerade seit letztem September in Japan und fliege diese Woche wieder nach Deutschland zurück. Wenn du mich in dieser Situation jetzt momentan nur gefühlsmäßig fragen würdest, würde ich dir sicherlich auch antworten, dass ich auf jeden Fall einfach für immer da bleiben will.
Wenn ich aber länger rational darüber nachdenke, fallen mir haufenweise Gründe ein, warum ich das eigentlich überhaupt nicht möchte und warum ein "für immer in Japan" für mich eigentlich so gut wie undenkbar ist, trotz Studium im japanwissenschaftlichen Bereich.
Es kann natürlich gut sein, dass das bei deinem Freund tatsächlich anders ist und dass er auch nach langer reiflicher Überlegung voll davon überzeugt sein wird, in Japan leben zu wollen. Ich denke aber trotzdem, dass er wohl einfach momentan auch in so einer "Blase" steckt durch den ja noch andauernden Aufenthalt in Japan und er das Ganze vielleicht mit etwas mehr Abstand wird betrachten können, wenn er wieder für längere Zeit in Deutschland ist.
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20.08.12 11:05 |
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Reizouko
Beiträge: 634
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RE: Als Japanologe auswandern?
(20.08.12 11:05)Kasu schrieb: Dein Freund ist ja gerade noch da und steckt mitten in seinen Auslandssemestern, richtig?
Ich bin auch gerade seit letztem September in Japan und fliege diese Woche wieder nach Deutschland zurück. Wenn du mich in dieser Situation jetzt momentan nur gefühlsmäßig fragen würdest, würde ich dir sicherlich auch antworten, dass ich auf jeden Fall einfach für immer da bleiben will.
Wenn ich aber länger rational darüber nachdenke, fallen mir haufenweise Gründe ein, warum ich das eigentlich überhaupt nicht möchte und warum ein "für immer in Japan" für mich eigentlich so gut wie undenkbar ist, trotz Studium im japanwissenschaftlichen Bereich.
Es kann natürlich gut sein, dass das bei deinem Freund tatsächlich anders ist und dass er auch nach langer reiflicher Überlegung voll davon überzeugt sein wird, in Japan leben zu wollen. Ich denke aber trotzdem, dass er wohl einfach momentan auch in so einer "Blase" steckt durch den ja noch andauernden Aufenthalt in Japan und er das Ganze vielleicht mit etwas mehr Abstand wird betrachten können, wenn er wieder für längere Zeit in Deutschland ist.
Ich denke der Moment, wenn man wieder in Deutschland ist, entscheidet sehr viel. Für mich war kein "endlich wieder zu Hause" sondern viel mehr ein Kulturschock als ich wieder nach Deutschland zurück kam.
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20.08.12 13:43 |
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Hellstorm
Beiträge: 3.925
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RE: Als Japanologe auswandern?
(20.08.12 13:43)Reizouko schrieb: Ich denke der Moment, wenn man wieder in Deutschland ist, entscheidet sehr viel. Für mich war kein "endlich wieder zu Hause" sondern viel mehr ein Kulturschock als ich wieder nach Deutschland zurück kam.
Naja, aber das ist doch meistens auch nur für den Anfang. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich schon wieder dran und es wird alles wieder sehr normal.
やられてなくてもやり返す!八つ当たりだ!
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20.08.12 16:08 |
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Yano
Beiträge: 2.920
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RE: Als Japanologe auswandern?
(20.08.12 16:08)Hellstorm schrieb: Naja, aber das ist doch meistens auch nur für den Anfang.
Meine Erfahrung ist, wenn die Muttersprache mal ein paar Jährchen Pause hatte, dann ist sie danach für etliche Monate geschwächt.
Man denkt sich nichts, sagt was, beginnt einen Satz wie in alten Zeiten im Vertrauen darauf, daß die Wörter, die man weiter hinten im Satz brauchen wird, dann schon rechtzeitig geliefert werden, ja denkste (lach), erst hinterher, wenn mans nicht mehr braucht.
Und man hat ja die sprachliche Entwicklung nicht mitgekriegt. Beispiel: während ich nicht da war, ist in Deutschland Tiramisu erst sehr populär geworden, dann gabs irgend so einen medienwirksamen Skandal und dann wieder OK. Als ich dann in astreinem Deutsch fragte, was Tiramisu denn wohl sei, haben die mich genauso komisch angeschaut wie als ich in ein Geschäftshaus ging und frage, wohin den die Bosch-Filiale umgezogen sei, die früher hier war. "Früher" war vor sechs Jahren. Diese Blicke, die man da erntet. Soll ich jetzt beteuern, nein, das war keine langjährige Haftstrafe?
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20.08.12 16:37 |
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