RE: 12 Tage Japan und die Folgen
Hallo, da bin ich wieder. Gestern habe ich im Bett liegend einen Vortrag gehört im Kulturprogramm des ORF, im OE1, sprich: österreichischer Rundfunk 1.
Es ging um einen Vergleich von Wien mit Tokio in der Zwischenkriegszeit bis zum Jahr 1945. Der Hauptredner war Prof. Linhart, Vorstand des Instituts, das ich eigentlich nicht nennen wollte, weil ich "Spaß haben wollte im Forum", so ein bisserl als Anonymer User. In dem Vortrag ging es auch um ein Kabarett aus 1939, "die Tokiyoter" oder der "ewige Chinese" oder so ähnlich. Es war interessant, überhaupt und auch das Zusammentreffen mit meiner Erinnerung an die fünf Jahre, die ich dort am Institut verbracht habe. Japanologie als Pensionshobby, zur Verhinderung eines Pensionsschockes. Na und weil ich ja zwei Wochen in Japan war fünf Jahre vorher, vor dem nicht vorhandenem Schock.
Schließlich war er es, dem ich erklärt hatte, daß ich untersuchen werde - so in zehn Jahren, wieviel ich mir von den Kanji gemerkt haben werde. Wenn es unter zwanzig Prozent sein sollten, dann hätte ich sinnloses Lernmaterial erfolgreich gebüffelt. Bei über sechzig Prozent würde ich sehr zufrieden sein, habe ich damals gemeint. (Das meine ich heute auch noch. Zu dieser Befriedigung kommt es aber leider nicht!)
Nach der Sendung habe ich an dieser Stelle gleich geschrieben und mich ge-outet. Beim Senden ist es aber dann wieder passiert, daß der Text verschwunden war und da war es mir dann auch recht.
Ich hatte auch geschrieben, daß mich weniger die Sache mit d. Blogs blockiert hat, also nicht fuyutenshi, der Weihnachtsengel, sondern mehr ein auch als AnUs von irgendwem bezeichneter AN, der mir an anderem Ort klar gemacht hat, daß ich da Blabla verfasse. Er hat es aber härter formuliert, recht schmerzend, weil er einen mir unbekannten, sehr häßlichen Ausdruck verwendet hat.
Und jetzt entdecke ich mit Rührung, daß ich Leser gewonnen habe, die mich auffordern, weiter zu machen. Wo?
In Japan? Auf einer Krezung in Kyoto zum Beispiel. Wir, meine Gruppe und ich, wir standen bei einer Kreuzung und da hörte ich Vögel oder Zikaden oder sonst etwas aus den Bäumen schallen. Ich blieb stehen, blickte nach oben und meine Intimfreundin, die Reiseleiterin, RL, pfauchte: "So kommen Sie doch!" Ich habe mich verteidigt, ich möchte ganz einfach wissen, was ich da höre. "Ach, das ist eine Blindenkrezung, wir in Japan machen viel für die Blinden".
Na, in meiner Heimatstadt da gibt es auch so etwas, eine Blindenkreuzung, aber da klingt es wesentlich häßlicher. Das Thema Blinde, japanische Blinde, hat mich aber auf der Kreuzung in Kyoto zum ersten Mal so richtig zu interessieren begonnen. Da denke ich an Warai, die 25 Jahre später die gleichen Überlegungen angestellt hat wie ich damals. (siehe unter Blindenschrift in diesem Forum oder im ABC-Link unter Braille).
Was ich noch erzählen könnte? Von meinem Kampf um die unverkäufliche Ersatzbibel, die in den japanischen Hotels zu finden ist mit den Lehren des Buddha? Mit der schönen Geschichte vom Sohn, der seine sechzigjährige Mutter in die Berge schleppt, um sie, dem Befehl gehorchend, den wilden Tieren zum Fraß vorzuwerfen und wie die Geschichte ausgegangen ist? Heute bringt man die sechszigjährigen Omas nicht mehr in die Berge. Denn die bekommen ja noch Pension, die sie für die Enkel sparen können. Man lebt also sicherer als alter Mensch heute, sorgenfreier. Eigentlich wäre ich aber trotzdem noch ganz gerne etwas jünger. Ich hätte noch so viele Sprachkurse von Linguaphon zu lernen, die ich damals - siehe Beginn meines Threads - gehamstert habe. Jetzt aber ein Blick auf die Uhr: es ist 3:55, guten Morgen.
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