:l0a_d1v: Beitrag von:"X2" Es gibt einen schönen Buchtitel von Okutsu Keiichirou, in dem er das Problem der Kopula-Verwendung im Japanischen dargestellt hat: 僕はうなぎだ Boku wa unagi da (Ich bin ein Aal). Der Kontext ist: Der Kellner kommt und fragt die Gäste, was sie essen wollen; einer sagt "ich möchte Aal".
Beim Googeln mit 私はうなぎです kommst Du auf einige Seiten wie z.B.
http://www.eigodaigaku.com/archives/000024.html
auf denen das Problem angesprochen wird. Auch G. Wenck hat schon vor 40 Jahren dazu den Aufsatz "Japanese Kopula - a dummy?" oder so ähnlich verfasst.
Wie sich auch aus dem Beispiel 彼が郵便局だ (je nach weiterem Kontext: er ist jetzt in der Post / er arbeitet bei der Post / er muss zur Post gehen) ergibt, kann man desu nicht immer mit dem deutschen Seinsverb vergleichen. Desu stellt lediglich eine semantisch offene Übereinstimmung zwischen 2 Nomen her, ähnlich wie die Partikel no bei der Attribution. Die Verbindung zwischen N1 no N2 kann man auch auf die verschiedenste Weise interpretieren (weshalb man NIE von der "Genitiv-Partikel" sprechen sollte).
Nun möge aber bitte niemand sagen, im Japanischen ist alles so unkonkret. Das wäre wirklich Blödsinn. Fast jede Äußerung - egal in welcher Sprache - ist verschieden interpretierbar. Daher die Rechts-/Fachsprache, und daher ein ganzes Fach wie Literaturwissenschaft, das sich mit Interpretation von Texten befasst.