Zitat:hat ein Gymnasium besucht, dies bedeutet eine
ausfuehrliche Behandlung grammatikalischer Begriffe
Meinst Du das ernst? Also die Gleichsetzung von "deutsches Gymnasium besucht" und "sich fundiert in der (deutschen) Grammatik auskennen"? ... Dazu faellt mir als jemandem, der jahrelang seine Broetchen damit verdient hat, Universitaets-Studenten (also Leuten, die ein deutsches Abitur haben!) Latein beizubringen, nur eins ein... und zwar "Schoen waer`s!"
Gerade beim Erlernen von Fremdsprachen denkt man als Lehrer ja, dass die Studenten sich viele Erscheinungen der Fremdsprache ganz gut erklaeren koennen, wenn sie sie im Vergleich zur Grammatik ihrer Muttersprache betrachten. Allerdings sind die Grammatikkenntnisse der deutschen Abiturienten in aller Regel so defizitaer, dass man z. B. als Lateinlehrer gezwungen ist, mit den Studenten erstmal DEUTSCHE Grammatik zu behandeln, bevor man zur lateinischen uebergehen kann...
Mein Favorit war die ernstgemeinte(!) Frage eines Studenten, der nach einer Sitzung zu mir kam und fragte: "Koennen Sie sich wirklich merken, was der Unterschied zwischen Konjugation, Konjunktion und Konjunktiv ist, oder schauen Sie das auch immer wieder nach?"
Tut mir leid, aber das konnte ich mir nicht verkneifen... (Und noch ein wichtiger Punkt: Ich gebe die Schuld daran nicht den Schuelern, sondern den Deutsch-Lehrplaenen, die solche Saetze enthalten, wie z. B. "Die Behandlung grammatischer Erscheinungen orientiert sich an der Notwendigkeit ihrer Kenntnis fuer eine korrekte Orthographie"...)
Und damit das Ganze nicht voellig OT bleibt: Meiner Erfahrung nach, ist es auch beim Japanisch-Lernen SEHR von Vorteil, wenn man die Erscheinungen der japanischen Grammatik mit denen der deutschen richtig in Verbindung bringen kann. Dafuer koennte ich unzaehlige Beispiele aufzaehlen... ich nenne nur mal aus dem Bauch heraus "tadoushi vs. jidoushi" (Frage mal einen deutschen Abiturienten, ob er weiss, was transitive und intransitive Verben sind und wie sie sich grammatisch unterscheiden! Ich wette, das Ergebnis wird sehr entmutigend sein... Und dabei waere das doch sehr hilfreich, z. B. fuer das Problem, von welchen Verben man ein persoenliches Passiv bilden kann und von welchen nicht... Wobei ich wieder wetten wuerde, dass der Abiturient auch nicht weiss, was "persoenliches Passiv" bedeutet...)
Allerdings gibt es auch interessante Parallelen... Ich habe z. B. den Eindruck dass die Frustration deutscher Dozenten ueber die Ahnungslosigkeit ihrer Studenten bezueglich der Regeln der indirekten Rede sehr gut vergleichbar ist mit den Klagen der japanischen Hochschullehrer ueber die immer schlechter werdenden Keigo-Kenntnisse der Studienanfaenger...