Na ja, für uns Europäer sind chinesische Zeichen nicht in erster Linie Schriftzeichen mit einer Bedeutung und für die meisten haben sie aufgrund ihrer exotischen und zugleich geheimnisvollen Ausstrahlung eher einen ästhetischen Wert - deshalb sind sie so beliebt, denke ich.
Dass diese Zeichen allerdings in anderen Ländern der Welt ganz normal gelesen werden, kann sich jemand, der sich nicht damit beschäftigt, kaum vorstellen. Sie wissen es zwar, aber es dringt nicht bis zu ihrem Verständnis vor.
Das geht den Tätowierern sicher ganz genauso - und zudem sind sie "nur" Künstler, die die Aufträge ihrer Kunden ausführen. Man kann meiner Meinung nach von einem Tätowierer nicht verlangen, dass er sich, nur weil seine Kunden gerne chinesische Zeichen auf den Arm tätowieren lassen, u. a. mit asiatischen Sprachen und Schriftzeichen befasst. Er verlässt sich auch nur auf seine Unterlagen.
Wenn also jemand Zeichen mit der Bedeutung z. B. "Drachenseele" tätowiert haben möchte - was nebenbei gesagt ja auch mit einem schönen Drachen-Tattoo auszudrücken möglich wäre - entscheidet er sich aufgrund der Ästhetik für chinesische Schriftzeichen, vermute ich jedenfalls, einfach, weil sie ihm gefallen und weil scheinbar nicht jeder sofort sehen kann, was er da auf dem Arm hat (dass es
Milliarden von Menschen auf der Erde gibt, die es eben doch können, wird einfach vergessen
) - für ihn sind das einfach nur abstrakte und schöne (Zeichen-)Bilder. Derselbe würde sich das Wort eben nicht einfach in lateinischen Buchstaben auf den Arm tätowieren lassen, weil es ihm wohl zu profan wäre.
Das Beispiel oben (gaijin) ist sehr krass - ich frage mich, ob man einen Tätowierer (in Deutschland) in einem solchen Fall verklagen könnte. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob das Foto samt Text nicht gestellt ist (der Rahmen darum ist für meinen Geschmack unpassend); eine Art Warnung an allzu leichtgläubige Tattoo-Liebhaber.
Nebenbei bemerkt: Ich hatte den Beitrag von kazuo in meiner Mittagspause gesehen und vor Lachen laut herausprusten müssen. Nachdem ich den Grund einigen Kollegen gezeigt und erklärt hatte, machte sich eine Kollegin sofort Sorgen um ihre Tochter, die sich in Kürze ein Kanji-Tattoo stechen lassen will
ICH werde jedenfalls keine Tipps abgeben oder die Verantwortung für irgendwelche Zeichen auf deren Arm übernehmen...
Aber letztendlich ist meiner Meinung nach jeder selbst dafür verantwortlich, was er mit seinem Körper anstellt - wer also leichtfertig einem Tätowierer (und möglicherweise seinen Unterlagen) alles glaubt, sich erst die Tätowierung stechen lässt und erst danach Erkundigungen einzieht... "selbst Schuld" würde ich da mal sagen.
Ich frage mich, weshalb es denn unbedingt existierende Zeichen sein müssen? Japaner haben auch eigene "chinesische Zeichen" entwickelt (sogenannte
Kokuji) - warum sich also nicht mit Radikalen beschäftigen (ggf. neue erfinden) und sich ein eigenes Zeichen entwerfen bzw. es von jemandem entwerfen lassen, welchem man dann die gewünschte Bedeutung gibt? Damit würde man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen (ästhetisch; exotisch; geheimnisvoll; chinesisch/asiatisch-anmutend; eindeutige Bedeutung und Lesung; Kunstwerk? und - wenn es niemand kopiert oder nicht schon vorher "erfunden" hat: einzigartig). Aber vielleicht ist ja schon mal jemand auf die Idee gekommen...
Bin zufällig auf einen Text mit Empfehlungen gestoßen, die jedem klar sein müssten (es aber scheinbar nicht sind):
How To Avoid Vital Mistakes Of Chinese Character Tattoos
Und auf der von Nora angegebenen Webseite kann man auch ein
Tattoo mit chinesischen Zeichen eines bekannten Sportlers finden, das wenigstens mal in einer schönen Schrift gestochen wurde.