Beitrag #2
RE: Was bereut Ihr / Anfängerfehler?
Meine "Fehler" am Anfang waren:
- dem Lehrbuch zu sehr vertrauen
- Kanji auf die lange Bank schieben und keine sinnvolle Methode für Kanji zu haben.
War aber beides im Endeffekt nicht tragisch, wenn man ein einigermaßen hohes Tempo beibehält, dauert die "Holzweg"-Phase nicht soo lange an.
Trotzdem erkläre ich mal kurz, was ich meine, denn die "Fehler" sehe ich häufiger. (übrigens noch ein häufiger Fehler wäre, Kana auch auf die lange Bank zu schieben, was noch schlimmer ist)
zum 1. Punkt: Ich habe sehr stark lehrbuchorientiert gelernt, mit Unterricht, aber alles an Büchern wie Japanisch im Sauseschritt bzw. Minna no Nihongo, dann auch andere, aber im Grunde ähnlich aufgebaute Materialien, ausgerichtet. Sie haben gemein, dass sie mit 'desu' anfangen, dann die 'masu'-Form einführen und eigentlich sehr lange mit 'desu' und 'masu' auskommen und keine anderen Höflichkeitsstufen behandeln. Auch tendieren sie sehr stark zu 'Nomen desu' und 'Nomen shimasu' - Konstruktionen und andere Verbkonstrukte fallen erstmal ein wenig unter den Tisch. Das führte dazu, dass die Einführung der anderen Verbformen dann erstmal richtig schwierig für mich war, weil ich so unglaublich an die 'masu'-Form gewöhnt war. Ich denke, selbst wenn man mit solchen Büchern lernt (die nicht an sich schlecht sind), sollte man sich zumindest bewusst machen, dass es noch andere Verbformen gibt, und dass in Wörterbüchern z.B. "taberu" steht und nicht "tabemasu".
Anderer Nachteil dieser "situationsorientiert" aufgebauten Lehrbücher ist, dass sie einem bestimmte Grammatikkonstruktionen als komplette Phrase eindreschen, statt mal zu erwähnen, wie diese sich eigentlich aufbauen. Ich denke da z.B. an "muss", was ich als "nakerebanarimasen" auswendig gelernt habe, und lange daher die anderen Formen, die es auch gibt "nakute wa ikenai" etc. nicht verstanden habe. Im Grunde bestehen sie alle aus einer Kombi aus "wenn man das nicht macht, dann wird es nichts/geht es nicht", man kann aber eben prinzipiell fast alle "wenn"-Konstruktionen hernehmen, nicht nur die eine aus dem Lehrbuch.
Zu 2. habe ich versucht, wie das von unseren Lehrern angeregt wurde, mir die neuen Kanji, die irgendwo vorkamen mit allen Lesungen auf Karteikarten zu schreiben und auswendig zu lernen, und es hat absolut nicht funktioniert. Ich konnte sie nicht unterscheiden, habe ständig Striche vergessen und konnte mir auch die On-Lesungen einfach nie merken. Heisig hat mir insofern geholfen, als mir dadurch endlich gelungen ist, die Kanji optisch in sinnvolle Bestandteile zu unterteilen (viele machen das auch automatisch, ohne Heisig, aber ich war so jemand, der einfach immer nur 20 sinnlose Striche gesehen hat und die Hilfestellung brauchte). Dann habe ich auch irgendwann aufgegeben, alle Lesungen auswendig zu lernen, sondern lerne Kanji jetzt ausschließlich in Wörtern, wodurch man auf Dauer auch die Lesungen kennenlernt. Hätte ich das von Anfang an gemacht, hätte ich ein entspannteres Verhältnis zu Kanji gehabt. Eine Zeitlang habe ich sie wirklich innbrünstig gehasst.
Im Grunde kann ich dir daher als Tipp auch geben, möglichst viele Methoden mal zu probieren, parallel zu verwenden und vor allem, wenn du merkst, dass irgendwo Frustration aufkommt, nicht gleich Japanisch in die Ecke zu pfeffern, sondern erstmal nur besagtes Lehrbuch oder was auch immer und mal eine andere Herangehensweise auszuprobieren. Japanisch lernen muss nicht frustrierend sein.
Meine Tipps allgemein wären:
- Grundlegende Lehrbücher oder Anfänger-Grammatiken und Übungsbücher, damit man eine Übersicht hat, was man alles am Anfang lernen sollte.
- Menschen, die man fragen kann. Wirklich gut sind Tandempartner, Japanisch-Kurse und -Lehrer, freie Lerngruppen, weil sie einem weiterhelfen können und aber auch helfen, motiviert zu bleiben, öfter mal über etwas zu "stolpern" und auch von außen einen Anreiz zum lernen zu haben. Online-Plattformen sind natürlich auch gut, ich persönlich tauche da aber eher mal unter bei einem Motivationstief als im echten Leben... und auch generell Kontakt zu japanischer Kultur zu suchen ist eine gute Idee, denn dann lernt man auch irgendwann japanische Freunde, Tandempartner, Lerngruppenpartner o.ä. kennen. Z.B. informiere dich, ob es bei euch eine Deutsch-Japanische Gesellschaft, andere japanbezogene Vereine, bestimmte, jährliche Japan-Events oder eine Japanologie in der Nähe gibt, die Veranstaltungen organisieren.
- "A Dictionary of Basic Japanese Grammar" - das Buch und dann irgendwann die zwei weiteren der Reihe, sind m.E. die besten, die es so gibt, da steht einfach alles drin
- Schrift von Anfang an mitlernen. Kana natürlich, aber eben auch Kanji. Es eröffnet dir viel mehr Lern- und Übungsmöglichkeiten, offline und im Netz. Das heißt auch nicht unbedingt, dass man die komplette Schrift vor der Sprache lernen sollte, aber einfach, dass es in einem gewissen Verhältnis steht.
Deine Ideen hören sich ja jedenfalls gut und auch vielfältig an. Ich denke immer, wenn man viele verschiedene Dinge nutzt, ist auch die Gefahr, sich zu verrennen, nicht so groß.
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