@Rene B:
Ich dachte auch an Naivität, als ich deinen Beitrag sah, kann die Begeisterung auch nachvollziehen.
In einer Zeit, in dem die Werte des eigenen Landes den Wasserfall heruntersausen, suchen viele Junge Menschen nach Ersatz.
Ich kann den Vorrednern nur beipflichten, man kann etwas nur richtig beurteilen, dass man erlebt hat.
Ein Austausch Jahr oder Working-Holidays in Japan sind nicht schlecht.
Danach wird sich dein Bild zum 1. Mal wandeln
Aber das ist alles Spaß und Abenteuer, weil es neu, bunt und faszinierend ist. Solltest du es wirklich dazu bringen, ins dortige Arbeitsleben einzutreten, (vorzugsweise in einer europäischen Firma, in einer japanischen geht die Chance gegen Null !), wird alles relativ schnell Alltag, was in den ersten 12 Monaten spannend ist.
Du wirst die Hitze und das schwüle Wetter hassen, die ständig vollen Züge, das Desinteresse der Leute an dir (du wirst viele Freunde haben, aber ein Alien bleiben, zeitlebends!). Du wirst die Reaktionen von Freunden immer erahnen müssen, weil sie gewohnt sind weniger über Probleme zu kommunizieren.
Du bist Europäer, weil du seit 20 Jahren europäisch erzogen wurdest und du wirst dort ca. 20 Jahre brauchen, dort die japanische Seele nicht nur zu verstehen, sondern auch nachzufühlen.
Die Chance, dass ein "Ich-möchte-in-Japan-leben" wirklich mehr als 1 Jahr dort bleibt und sogar unabhängig von einer europäischen Firma (wenn sie dich versetzen, bist du weg aus Japan!) dort existieren kannst, schätze ich auf 1:10.000, also unmöglich ist es nicht.
Wenn du es wirklich schaffst, ziehe ich meinen Hut.
Dann solltest du dich auf Folgendes einrichten:
- extreme Geduld und extreme Ausdauer, Japanisch fließend zu benutzen und zu verstehen ist eine enorm lernintensive und langfristige Angelegenheit, auch wenn dir im Forum der eine oder andere das Gegenteil weis machen will.
Dazu zählen unbedingt ein paar gute Japanischkurse in Deutschland (vergiss Selbststudium, das taugt nur für 14tägige Reisen) und zwingend ein 1- bis 2jährigen Studienaufenthalt (sonst lernst du es nie richtig!)
- Kontrolle deiner Gefühlsausbrüche (siehe dieser Thread), was wir in Europa "gesunde Streitkultur" nennen, kommt in Japan extrem negativ an, vor allem wenn du eine persönliche Beziehung eingehst.
- Du solltest einen Job wählen, der dir eine gute Karriere international eröffnet (Ingenieur, Techniker, etc.) oder eine deutsche Bäckerei o.ä. eröffnen, dann wärst du unabhängig. Japanologie öffnet dir nicht zwangsläufig die Tür, das können dir viele bestätigen.
Fang schon mal an zu lernen und lies geduldig in diesem Forum. Über die meisten relevanten Themen wurde schon mehrfach diskutiert. Die Infos sind alle da. Einfach geduldig lesen, Infos sammeln.
Solltest du wirklich dieses Ziel haben und beibehalten, lege doch einen Blog an.
Da könntest du deinen Weg zu deinem Ziel dokumentieren. Das motiviert dich zusätzlich und u.U. andere.