(23.09.09 17:15)Hank schrieb: Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum da nicht mehr Aktivität von jap. Eltern kommt, die bei sonstigen Schul- und Leistungsthemen kein Blatt vor den Mund nehmen.
Und ich verstehe den jap. Staat vor allen Dingen nicht, der die Förderung solcher Phantasien stillschweigend duldet.
Oh, japanische Eltern sind sehr besorgt um den Schutz ihrer Kinder. Das geht bis zur staendigen Ueberwachung der Kleinen mit Hilfe von Handyfiltern, GPS-Ortung usw.
Als ich in japanischen Schulen gearbeitet habe, hatten alle Kinder, die ich gefragt habe, Contentfilter auf ihren Handys (gut, habe nur drei Maedchen gefragt, aber trotzdem).
Viele Kinder haben ausserdem so kleine Geraete dabei, an denen man ziehen muss, damit sie einen sehr lauten Ton von sich geben.
In den Schulen wird den Kindern ausserdem ein starkes Misstrauen gegenueber Fremden eingeimpft.
Zitat:Es gibt viele Länder der sogenannten dritten Welt auf dieser Erde, in denen sexueller Missbrauch und Vergewaltigung von Kindern an der Tagesordnung ist; aber die gehen damit weder hausieren, noch machen sie einen offiziellen Markt draus!
"offiziell" ist der Markt ganz sicher nicht. Was soll ein "offizieller" Markt denn auch sein. Aber du hast natuerlich recht, die Kommerzialisierung der Koerper von Kindern und Jugendlichen ist schon sehr befremdlich.
Zitat:Manchmal frage ich mich, ob sich die Regierung überhaupt bewusst ist, welches role model sie da verkörpert.
Nicht die Regierung, sondern die Gesellschaft als Ganzes.
(10.12.09 16:43)SiltCrawler schrieb: wüßte aber gern worauf Du deine Vermutung über sexuelle und soziale Frustration japanischer Männer stützt.
Auf das starke Tabu von Sex in der Gesellschaft. Ich weiss, das klingt paradox: Einerseits gibt es diese gigantische Sexindustrie und ihre Auswirkungen auf die Gesellscaft in Japan, andererseits behaupte ich, dass Sex in Japan sehr stark tabuisiert wird.
Aber es ist wirklich so. Im Alltag ist Sex ein Thema ueber das man nur selten offen reden kann. Ich glaube aber in Deutschland gibt es auch viele Menschen, die ein aehnlich starkes Tabu-empfinden haben.
Dazu kommt dann noch der Alltag eines japanischen Salaryman, der nur selten Zeit und Energie laesst um Sex zu haben. Wenn du nach 11 Stunden Arbeit und 3 Stunden im Zug nach Hause kommst (in Tokyo voellig normal), hast du wirklich keine Lust mehr auf ein Schaeferstuendchen ...
Als letztes kommt noch das gesellschaftliche Bild von Familie und "Maennlichkeit" dazu. In der Familie sind die Ehepartner zuerst einmal Mama und Papa. Speziell "Mama" ist NICHT sexuelles Wesen. Sex mit der Ehefrau ist deshalb nicht besonders erstebenswert ...
Und Maenner (Salaryman) werden in der Gesellschaft oft als saufend und herumhurend dargestellt, was - in gewissen Grenzen - auch maennliche "Fehltritte" legitimiert. Diese "Fehltritte" werden von der Sexindustrie organisiert (wobei es offiziell keine Prostitution gibt - siehe Tabu) und hier schliesst sich der Kreis.
Die Fixierung auf sehr junge Frauen und Maedchen ist damit natuerlich nicht erklaert.
Zitat:Ich meine eine Statistik gesehen zu haben, die besagte, dass Japaner weltweit am wenigsten Sex im Jahr haben.
Ja, die westlichen Medien ...
Japaner haben im allgemeinen wenig Sex in der Ehe (wobei das auch ganz auf die jeweiligen Menschen ankommt), gehen dafuer aber auch haeufiger fremd ...
Zitat:... "Taff" und co.
Populaere Berichterstattung ueber Japan ist bis in die "Leitmedien" (oeffentlich-rechtliche Sender, FAZ, Zeit etc.) hinein sehr oeberflaechlich und einseitig. Es gibt eigentlich nur zwei Sorten Berichte ueber Japan in auslaendischen Medien:
1) Berichte aus Wirtschaft und Politik
2) Exotisierende Beschreibungen ueber Japan
Die zweite Sorte neigt dazu in Japan nur das Besondere, "freakige" zu berichten. Deshalb sind Harajuku, Akihabara, Shibuya (Tokyos "junge" Bezirke), Otaku und sonstige Outcasts der japanischen Gesellschaft deutlich ueberrepraesentiert, was wiederum eine schiefe Wahrnehmung Japans bei auslaendischen Konsumenten verursacht. ("Japaner sind ja alle so komisch." - Ne, nur die Freaks, die ihr in den Medien um die Ohren gehauen bekommt.)
In Deutschland wuerde ich nur Berichte von Arte / 3Sat ueber Japan halbwegs ernst nehmen. Und ich habe bisher keine deutsche Zeitung gefunden, die durchgehend serioes ueber Japan berichtet. Berichte von Georg Blume sind aber im Allgemeinen zu empfehlen. Die New York Times hat auch oft gute Artikel ueber Japan.
Zu Tabloids wie "Taff" brauche ich wohl nichts zu sagen.
Zitat:Wie viele (prozentual gesehen) japanische Männer tatsächlich [quote]Vergewaltigungs-, Infantilisierungs-, und Dominations-Phantasien
haben, ist mir nicht bekannt. Ebenso habe ich keine Daten um dies mit z.B. europäischen Ländern zu vergleichen.
[quote]
Und wieder siehst du die Macht des Tabus. Es gibt schlicht keine Daten dazu. Wie soll man die auch erheben?
Interview:
A: Haben Sie Vergewaltigungsphantasien?
B: Klar, jeden Tag ...
Forschung zu dem Thema ist wirklich sehr schwierig und viele Forscher pflegen selbst das Tabu gegenueber Sex, so dass sie ueberhaupt nicht auf die Idee kommen ...