Hallo!
Ich werde ab April in Japan promovieren. (ebenfalls Informatik) In der Regel mußt Du, abgesehen von wenigen englischsprachigen Graduate Schools, die Dir englische Vorlesungen bieten, Vorlesungen auf Japanisch verstehen können. Die Abschlußarbeit darf aber meistens auf Englisch geschrieben werden. Häufig ist ein Eingangstest notwendig, der Deine Anwesenheit in Japan fordert. Ob Du einen Master brauchst, hängt von der Universität ab. Einige erkennen das Diplom ohne weiteres an (eher wenige, weil man unter Diplom/Diploma leider weltweit recht unterschiedliche Dinge verstehen kann) einige wollen von Deiner Uni eine Bestätigung, daß Dein Diplom voll dem Master entspricht (so war's bei mir) und einige nehmen Leute nur mit Master-Zeugnis. Es wird eine bestimmte Zahl von Studienjahren Regelstudienzeit (4 oder 4,5?) vorausgesetzt, wodurch z.B. Fachhochschul-Absolventen genau wie hier häufig nicht zugelassen werden.
Viele Unis verlangen vor der Promotion ein Jahr als Research Student. Empfänger des Monbusho-Stipendiums müssen meines Wissens nach bei nicht ausreichenden Japanischkenntnissen vorab einen 6-Monatigen Sprachkurs absolvieren. (Da bin ich aber nicht ganz sicher, weil ich diesen Weg nicht weiter verfolgt habe.)
Du kannst auf Monbusho-Stipendium ein PhD-Studium machen. Dazu hast Du zwei Möglichkeiten, wovon ich die erste für besser halte, weil Deine Chancen weitaus größer sind, wenn die Uni Dich will:
Du bewirbst Dich bei der Uni und füllst gleich den Monbusho-Stipendienantrag aus. Wenn die Uni Dich aufnimmt, schlägt sie Dich gleich dort vor und Deine Chancen sind recht gut, aufgenommen zu werden. Soweit ich weiß, mußt Du Dich im Dezember bewerben, um im kommenden September ein Stipendium zu bekommen. (Bei der Zulassung im April kann man über die Uni kein Monbusho-Stipendium beantragen - war zumindest bei mir so)
Du kannst Dich auch selbst über den DAAD um ein Monbusho-Stipendium bewerben. In dem Fall läuft die Bewerbung bis Ende Februar und Du kannst das Jahr drauf im April oder September anfangen.
Bevor Du drei Jahre oder länger nach Japan gehst, würde ich allerdings an Deiner Stelle eine Zeit lang dort gelebt haben wollen. Das Leben ist anders als hier, das Studium ebenfalls, und längst nicht alle finden es besser, als in Deutschland. Ggf. läßt sich ein Praktikum dort so arrangieren, daß Du passend zu den Uni-Eingangstests in Japan bist. Da in Japan die Promotion wieder ein "richtiges" Studium ist, schadet ein wenig Praxiserfahrung vorher ganz sicher nicht und ich hatte den Eindruck, daß mein zukünftiger Betreuer es wichtig fand, daß ich wußte, was auf mich zukommt. Meine Empfehlung wäre ein halbes Jahr Praktikum nach Studienabschluß. Da könntest Du dann auch schon einiges vorab regeln, persönlichen Kontakt zu Unis aufnehmen, etc. Immerhin sparst Du ja auch eine Menge Zeit dadurch, daß Du in drei (vier, falls Du ein Research-Student-Jahr brauchst) Jahren promovieren kannst und nicht 80% Deiner Zeit mit Klausurkorrekturen, Übungsleitertätigkeit, Projektanträge und Reviews schreiben etc. verbringst.
Viele Unis erlassen ihren Studenten die Studiengebühren ganz oder teilweise. Auf
http://www.jasso.go.jp findest Du eine Stipendiendatenbank, die recht nützlich ist. Wenn Du erstmal an der Uni zugelassen bist, und Dein Betreuer sich für Dich einsetzt, wirst Du auch ein Stipendium bekommen - es gibt da eine Menge Ressourcen, selbst wenn es mit dem Monbusho-Stipendium nicht klappt.
Prinzipiell geht es sogar ohne Stipendium, falls Dir jemand die Studiengebühren zahlt (die sind bei staatlichen Unis übrigens weitaus niedriger als in den USA - knapp 300.000 Yen pro Semester - private Unis sind in der Regel weniger angesehen und kosten das Doppelte). Zu Deinem Visum kannst Du eine Erweiterung beantragen, die Dir erlaubt, halbtags zu arbeiten und die eigentlich immer gewährt wird. Viele Unis vergeben auch (leider relativ schlecht bezahlte) Assistententätigkeiten.
Viel Erfolg!
Anja