Guten Abend,
dann schreib ich jetzt doch noch etwas ausführlicher meine Erfahrungen. Damit das nicht ganz durcheinander geht, habe ich zumindest ansatzweise ein paar Punkte heraus gegriffen. Dazu vielleicht als Vorwarnung - ich lerne Japanisch erst mal nur auf Verständniss... um die Produktion will ich mich später kümmern.
Buch/Vorgehen
Ich habe die dt. Übersetzung benutzt. Zwar habe ich keine Probleme im Englischen... aber Begriffe, die selbst Muttersprachler nicht kennen sind für das Schriftzeichenlernen nicht so hilfreich. Nach einem Vergleich muss ich mich auch dem Vorwort von Rauther anschließen, dass man es im Deutschen einfacher hat, da hier die Stichwörter weniger mehrdeutig sind (schon allein wegen vorhandener Großschreibung).
Zum Wiederholen habe ich auf das hervorragende Anki zurückgegriffen, das netterweise auch schon ein
Heisig Deck hat. So ab 800 habe ich mir die "Geschichten" größtenteils von kanji.koohii.com geholt... zumindest die Inspiration. Eine 1:1 Übernahme ging ja auch nicht immer, da ich ja die dt. Stichwörter verwendet habe.
Meine Befürchtungen, mein Kopf ist am Ende voller Geschichten, hat sich so nicht ganz bestätigt. Es waren weniger Geschichten, als eher kurze Ereignisfetzen, Ausschnitte und Einblicke... sowie auch nur lose Verknüpfungen. Mal eher sprachlich und dann mal nur wieder ein Bild. Letztendlich sollte man auch nicht allzuviel Zeit investieren, da die resultierende Fehlerrate letztendlich immer im Bezug zur investierten Zeit zu sehen ist.
Aufwand
Ich habe ungefähr um Weihnachten angefangen und konnte in der Weihnachtspause auch sehr viel machen, danach ging das Studium weiter und ich hatte mit Projekten und Arbeit viel zu tun, so dass ich irgendwann auch mal für ein paar Tage komplett mit dem Hinzufügen neuer Karten ausgesetzt habe. Das alltägliche "Reviewen" habe ich aber nie ausgesetzt... das wird irgendwann auch zu Gewohnheit. Man muss zwar immer mehr machen, auf der anderen Seite wurde ich aber auchschneller, so dass ich im Schnitt so knapp eine Stunde (gegen 300 Karten) am Tag mit Wiederholungen beschäftigt war. Da man das ja nicht unbedingt am Stück machen muss, sollte das eigentlich für jeden machbar sein... solange es einem wichtig ist. Das Hinzufügen neuer Zeichen ist schon nerviger, mein Tempo war etwas weniger als 1 Zeichen/ Minute.
Die täglichen Wiederholungen gehen auch nach "Abschluss" des Buches weiter, zur Zeit sogar überdurchschnittlich, weil ich vor allem in der letzten Woche schnell noch den Rest "durchprügeln" wollte und das auch getan habe. Aber es werden immer weniger....
Auswirkung
Wie schon öfters erwähnt ist es einfach ein gutes Gefühl, die Zeichen überall zu erkennen... und sei es nur die Teepackung oder das Sojaöl. Über den Sinn der Lernerei wurde hier ja auch schon oft genug debattiert, ich persönlich kann mich den Ausführungen in Vorwort & Co nur weiterhin anschließen. Zusätzlich zu dem, was ich schon oben geschrieben habe möchte ich nur noch ergänzen, dass auch die Stichwörter bzw. Bedeutungen besonders beim Basisvokabular oft 1 zu 1 übernommen werden können. Dies beschleunigt den Aufbau eines Grundwortschatzes noch weiter. Die Bedeutungen helfen also nicht nur als reiner Assoziationsanker.
nebenbei
Ich muss leider zugeben, dass
Heisig teilweise doch recht ätzend und trocken sein kann. Damit japanisch dann doch nicht ganz so trocken anfängt, habe ich nebenbei japanesepod101 gehört , ohne aber wiederum ernsthaft diese Vokabeln zu lernen oder die pdfs zu lesen. Dafür habe ich aber keine zusätzliche Zeit aufgewandt, sondern nur "Wartezeiten" (meistens Bewegungen von A nach B). Ab 1200 ist mir dann aufgefallen, dass ich doch schon sehr viele Zeichen erkenne, so dass ich dann (auch zur Abwechslung) ein bisschen Vokabeln bzw. Sätze (inkl Kanji) gelernt habe (aus iKnow). Effizienter ist es wohl, wirklich erst damit anzufangen, wenn man einen Großteil geschafft hat. Auf der anderen Seite hängt die Effizienz ja auch von der persönlichen Motivation ab...
Weiteres Vorgehen
Es gibt ja noch den Band 2 und3. Was den dritten Teil angeht, wird ja schon der erste kritisiert, dass man viel zu viel Zeichen lernt, wenn man doch schon mit X Kanji (X irgendwas zwischen 500 und 1500) fast alles verstehen kann (die Vokabeln dazu genommen)... davon abgesehen sind die 2000 Zeichen ja schon irgendwie offiziell "vorgegeben" . Da die nächsten 1000 Zeichen (im dritten Band) dann noch viel seltener vorkommen, ersehe ich es als nicht allzu sinnvoll diese im Voraus zu lernen. Es sollte eigentlich kein Problem sein, diese "on the Fly" zu erlernen, wenn sie einem über den Weg laufen, der Grundstock hierfür existiert ja bereits.
Heisig erwähnt ja selbst, dass man ja nicht nur 2000 Schriftzeichen lernt, sondern auch ein Verfahren um weitere zu lernen.
Mit dem zweiten Band habe ich mich nicht all zuviel beschäftigt, auch wenn ich der Systematik im ersten Band viel abgewinnen konnte, kann ich im zweiten Band keinen Nutzen für mich erkennen. Zwar heißt es immer, Lesungen etc wären kompliziert, weil es ja mehrere gibt... bisher war das für mich aber ein Problem ohne Praxisbezug, weil ich in erster Linie japanisch (inkl. Aussprache) verstehen möchte und das dank der schon bekannten Zeichen nun "normal" möglich ist.
Zurzeit lerne ich an Hand von Beispielsätzen Vokabeln (mit Aussprache) und da ich auch die Sätze von Tae Kims Grammatik durchgehe, bekomme ich ein gewisses Verständnis für die Grammatik. Wenn ich einen angemessen Grundstock habe, werde ich wohl auf "echtes" (und noch nicht zu komplexes) Japanisch umsteigen und dann auch mal versuchen in rein japanischem Hörmaterial etwas zu erkennen. Auf richtige Lehrbücher wollte ich eigentlich nicht zurückgreifen... die Zeiten habe ich glücklicherweise hinter mir