Beitrag #4
RE: Kanji Drill Gakushu
Die momentan bei Ebay angebotenen Hefte kenne ich jetzt nicht, aber ich stimme zongoku in vielem zu: Solche Hefte sind - wie der Name schon sagt - für japanische Schulkinder zum "Drillen" gedacht. Das heißt, da wird einem nichts groß erklärt oder sonst etwas, sondern es geht darum, daß die Kinder dort das, was sie im Unterricht gelernt haben, noch einmal - und in etwas anderer Zusammenstellung - zu Hause machen sollen. Eben das hier so beliebte Prinzip vom "Je öfter man dieselbe Aufgabe bearbeitet, umso besser bleibt die Lösung im Kopf".
Wie gesagt: Ich kenne diese speziellen Hefte jetzt nicht, aber in den Buchläden hier gibt es davon ganze Regale voll - von allen möglichen Verlagen und für alle möglichen Zwecke. Da sind z. B. solche dabei, die zongoku offenbar meint, also solche "ganzheitlichen" Übungshefte, in denen der Lernstoff aller Klassen der einzelnen Schuljahre gemeinsam trainiert werden soll (also "Kokugo", Mathematik, Gesellschaftskunde etc.).
Dann gibt es aber natürlich auch welche, die sich z. B. nur dem "Kokugo"-Stoff widmen. Da sind dann keine Mathe-Aufgaben dabei, aber eben nicht nur Kanji-Übungen, sondern auch welche zum Textverständnis, zum Aufsatzschreiben etc.
Und dann gibt es solche Hefte, in denen ausschließlich Kanji gedrillt werden (die momentanen bei Ebay scheinen solche zu sein). Die tragen dann oft solche hübschen Titel wie "Tanoshiku irgendwas", sind aber m. E. alles andere als "tanoshii" - sie sind in aller Regel geradezu tsumaranai. Die Kanji eines Jahrgangs sind da meist in Lektionen aufgeteilt (so vielleicht 5 bis 10 Kanji pro Lektion), und jede Lektion ist gleich: Erst kommt eine Tabelle mit diesen 5-10 Kanji, aus der man Strichfolge und Lesungen ablesen kann, dann kommt eine Leseübung (also kurze Sätze oder Wortgruppen, in denen man die Lesungen der Kanji anwenden kann), und dann kommt eine Schreibübung, meist nach dem Schema, daß Sätze vorgegeben sind, in denen die jeweils zu lernenden Kanjiwörter in Hiragana stehen, und man soll diese in Kanji "umschreiben". Danach kommt die nächste Lektion, die genauso aussieht.
Ich selbst dachte anfangs auch, daß diese Hefte doch ganz toll seien und habe mir einen kompletten Satz einer dieser Serien besorgt, habe aber etwa in der Mitte der dritten Klasse komplett die Lust verloren. Diese Übungen sind SO eintönig, SO stupide! Und außerdem hatte ich ständig Probleme, die Sätze zu verstehen, in denen ich ja eigentlich die Kanji trainieren sollte, weil da natürlich - neben den zu lernenden Kanjiwörtern - noch alle möglichen Wörter vorkommen, die jedes muttersprachliche Kind zwar kennt, aber ICH doch nicht!
Beispiel: Man soll - sagen wir - das Kanji für Gras lernen. Ok, das kriegt man hin. Und dann soll man das in einem Satz anwenden, der z. B. "Die Kinder hocken sich ins Gras und beobachten eine große Schnecke" lautet. Nun, "Gras" kann ich, aber ich kannte zum damaligen Zeitpunkt weder die Wörter für "hocken" noch für "Schnecke". Kurz: Ich stand ständig vor dem Problem, daß ich selbst die Mini-Übungssätze nicht verstanden habe. Zum Kanjilernen kam also immer ein ewiges Im-Wörterbuch-Suchen mit anschließendem Sonstwas-für-Vokabeln-Lernen dazu... frustrierend.
Fazit meinerseits: Ich habe zwar in den Buchläden hier bisher auch keine Übungsmaterialien gefunden, die fürs Kanjilernen bei Nicht-Muttersprachlern wirklich sinnvoll und hilfreich wären, aber diese Hefte jedenfalls finde ich für nichtmuttersprachliche Japanisch-Lerner wenig ergiebig.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.05.05 05:53 von Botchan.)
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