Hier mein Kommentar zur Frage, "Japanisch oder Chinesisch, was ist besser für die Karriere". Ist irgendwie ein bissl lang geraten, aber die Frage wird ja auch oft gestellt hier. Dazu der Hinweis, ich kenne mich mit dem Teil des Jobmarkts für den Chinesisch relevant ist nicht so aus, also bitte gerne ergänzen / kommentieren / korrigieren, bzgl. Japanisch hab ich glaub ich im Wirtschaftsbereich nen ganz guten Überblick, zumindest im Bereich der Berufseinsteiger.
Zunächst einmal bringen beide Sprachen so gut wie gar nichts (außer als "ästhetische CV-Pimpification"), wenn man sie nicht wirklich auf einem sehr professionellen Niveau spricht. Das schafft nicht jeder, bei Japanisch und Chinesisch - zumindest unter "Westlern" nicht sehr viele. Oft ist es ein Zeitproblem oft auch einfach ein Problem der mangelnden Fähigkeiten, wobei das im Endeffekt auch "nur" ein Zeitproblem ist. Oft fehlt es meiner Erfahrung nach nichtmal an den Fähigkeiten eine Sprache zu lernen, sondern an der falschen Herangehensweise, also bzgl. Lerntechnik und Zeitmanagment. Hier kommt das JN ins Spiel, was meiner Ansicht nach die besten Informationsquelle für Anregungen ist wie man persönlich am besten Japanisch lernen könnte. Es ist jedenfalls besser als die Meinung EINES Lehrers, noch dazu wenn er sich nicht mit neuen Lernmethoden auskennt, was ja zu oft der Fall ist. Dass es nicht DEN Königsweg gibt liest man hier ja an jeder Ecke und sollte auch jedem klar sein. Als Vorraussetzung für das Ganze ist natürlich noch die entsprechende Motivation, was bedeutet sowohl die Lernmethode als auch der Inhalt, also egal ob Japanisch oder Chinesisch, muss einem sehr viel Spaß machen.
Bzgl. der Karriereaussichten muss man zunächste sagen, dass trotz Globalisierung Jobs in Deutschland in denen man Japanisch oder Chinesisch brauchen könnte relativ rar gesät sind. Selbst für die meisten Jobs die direkt oder indirekt etwas mit Japan oder China zu tun haben, ist es oft nur "nice to have", insbesondere wenn das Sprachniveau nicht wirklich extrem gut ist. Alles unter JLPT2-Niveau ist eigentlich eh egal, und sollte im CV auch nicht aufgeführt werden, außer vielleicht unter Hobbies und Interessen, aber bestimmt nicht unter Fähigkeiten. Davon abgesehen, gibt es wohl mehr Jobs zur Zeit die mit der aufstrebenden Wirtschaftsnation China zu tun haben und man liest ja auch immer über die tollen Jobaussichten mit Chinesisch. Dahingegen kann ich nach meiner Erfahrung nur sagen, dass es im Japanischen Sektor sehr ärmlich aussieht. Am ehesten sind die Fremdsprachen wohl noch bei den großen Unternehmensberatungen gefragt, denn die haben immer mal wieder Projekte wo die Sprachkenntnisse tatsächlich was bringen.
Bei Jobs in Japan oder China selbst hingegen, ist das Beherrschen der Sprache natürlich von Vorteil, aber trotzdem nicht unbedingt notwendig, jedenfalls nicht für den Job an sich. In Japan, und wohl auch überall sonst auf der Welt, werden von internationalen Unternehmen Sprachkenntnisse (außer Englisch) wohl wesentlich geringer gewichtet als die entsprechenden Fachkenntnisse und alles andere (IT und Soft Skills etc.) was man als erfolgreicher Mensch so braucht. Die meisten Expats sind auch tatsächlich relativ "erfolgreich", also fachlich und sonst auch sehr gut, da ein Unternehmen tendenziell nur seine besten Leute ins Ausland schickt, bzw. int. Unternehmen in Japan sich ebenfalls nur die besten rauspicken, und da der Jobmarkt für nicht Japaner noch härter ist. Man sollte also wohl um in Japan oder China zu arbeiten, in seinem Bereich zumindest zum besten Drittel gehören. Defizite in den Fachkenntnissen können wenn dann nur geringfügig durch sehr gute (!) Japanischkenntnisse ausgeglichen werden. Ansonsten gehts natürlich auch mit viiiieel Glück, ... aber halt wahrscheinlich, nicht auf Dauer. Ich habe jedenfalls durch die Bank nur sehr intelligente und auch sonst fähige Menschen kennengelernt, das Sprachniveau von 90% der im Wirschaftsbereich tätigen Expats die ich getroffen habe, war dahingegen nicht professionell genug als dass sie es im Job einsetzen würden. Es gibt da höchstens ein paar Inder die auch im sprachlichen Bereich wirklich fit sind, wenn im Wirtschaftsbereich tätig dann allerdings - wie es das Klischee will - meist mit IT-Bezug (also IT-Abteilung einer Bank, IT-Consulting einer Unternehmensberatung, etc.). Ich denke eigentlich, dass es in China ähnlich sein sollte, weiß es aber nicht. Man sieht ja im Fernsehn schon öfter Deutsche/Ausländer die in China arbeiten und anscheinend (kann ich nicht beurteilen) relativ gut Chinesisch sprechen. Aber es kann auch sein, dass sich die Sender auch einfach die entsprechenden Leute rauspicken. Ich würde also schlussfolgern, wer also lediglich in Japan arbeiten will, sollte sich primär auf seine fachliche Ausbildung konzentrieren. Da man im Beruf dann nicht mehr soviel Zeit hat die Sprache zu lernen kann man die dann zwar nicht so gut, aber hat trotzdem die besseren Chancen in Japan einen Job zu finden. Das gilt natürlich auch für alle anderen Studiengänge mit allgemein guten Karriereaussichten. Die Japanischkenntnisse kann man dann ja auch learning-by-doing bzw. learning-by-living im Land nachholen, nachdem man aufgrund seiner Fachkenntnisse und sonstigen Fähigkeiten einen der heiß-begehrten Expatjobs ergattert hat. Extra für solche Leute gibt es ja dann zum Beispiel auch dieses Stipendien-Programm „Sprache und Praxis“ (?? Bin mir gerade nicht sicher mit dem Namen) vom DAAD.
Als nächstes darf die Konkurrenz aus dem jeweiligen Land bzgl. der Karriereaussichten natürlich auch nicht unterschätzt werden. Wenn man super Japanisch oder Chinesisch kann ist bei sonst gleichen Fähigkeiten und Kenntnissen der einzige Vorteil schließlich, gerade noch dass man zusätzlich auch super Englisch kann(!), und hauptsächlich für Jobs in Dland oder bei deutschen Firmen im Ausland vielleicht noch Deutsch. Auch wenn ich nicht 100%ig abschätzen kann, wie es sich mit Englisch-Kenntnissen bei Wiwis in China verhält, würd ich jetzt einfach mal erwarten, dass heutzutage der durchschnittliche "Business Chinese" um einiges besser Englisch kann als der durchschnittliche "Business Japaner". Man sehe sich nur die teilweise beeindruckenden / beängstigenden Videos über Englischunterricht in China an, und stelle dem das Englischlernen in Japanischen Eikaiwas gegenüber! Natürlich kann man nur raten wie sich die zukünftigen potentielle Konkurrenz aus dem jeweiligen anderen Land noch "doppelt-relativ", also Job-Angebot zu Nachfrage/Konkurrenz von China vs. Japan, entwickeln wird. Ich meine jedoch auch wenn sich die Japaner hier verbessert haben, die Chinesen einfach viel aktiver sind, was bspw. das Studium im Ausland angeht. Zumindest für Deutschland (bzw. meine Uni als Beispiel), haben da die Chinesen ganz klar die Nase vorn. Wenn du dir
hier mal unter Studierendenstatistik des HWS2009 die Studentenzahlen nach Herkunftsland (S.9) anschaust siehst du, dass die Uni Mannheim letztes Semester 11 japanische vs. 98 chinesische Studenten hatte, welche damit nach Bulgaren (179) und Türken(128) die größte Ausländergruppe unter den Studenten stellen (Japan an Stelle 25,5). Natürlich ist China um einiges größer als Japan, aber wenn du dir anguckst wie die Studenten auf die Studiengänge verteilt sind, fällt auf, dass ca. 60% der Chinesen Wirtschaftswissenschaften studieren wobei es 0% (!!!) bei den Japanern sind. Alle japanischen Studenten belegten entweder Sprachwissenschaften oder etwas anderes. Zum einen hast du also unter den japanischen Studenten weniger Konkurrenz rein zahlenmäßig, aber auch qualitativ, denn um an einer deutschen Uni Wirtschaftswissenschaften studieren zu können musst du fließend Deutsch und/oder Englisch, eigentlich zumindest Englisch (reicht jedenfalls in Mannheim) können. Die Erfahrung meiner Studienzeit, sowohl in Mannheim als auch in Tokio, bestätigt dieses Bild, und ich habe einige Japaner kennengelernt die auch sehr gut Deutsch konnten, aber eben keine WiWis waren, außerdem konnte von denen die sehr gut Deutsch konnten wieder nur ein kleiner Teil auch sehr gut Englisch. Das Deutsch und Englisch der Chinesen, die ich kennengelernt habe, war meistens beeindruckend gut. Das Bild sollte wohl auch repräsentativ für andere deutsche Unis sein, insbesondere im Bereich Wirschaftswissenschaften, da Mannheim da ganz gut aufgestellt ist, also wohl auch von ausländischen Studenten bevorzugt gewählt werden sollte (wobei ich als ausländischer Student ne schönere Stadt wählen würde, aber man kennt ja die karrieregeilen WiWis
). Trotzdem hat sich kein einziger WiWi-Japaner dorthin verirrt, bzw. die Kriterien erfüllt auch WiWi in Dland zu studieren. Denn ein paar der Japaner sind zwar durchaus in Japan Wiwis, aber ihr Deutsch/Englisch ist meist nicht ausreichend für die entsprechenden Studiengänge, weswegen sie in Dland dann nur Sprachkurse besuchen. Mag natürlich in anderen Ländern anders aussehen, da viele gute Studenten halt erst gar nicht nach Dland kommen, sondern in die USA oder nach England gehen. Zur Konkurrenz aus dem Ausland ist vielleicht noch zu sagen, dass deutsche Unternehmen auch in China oder Japan dann halt doch oft einen Deutschen einer Person anderer Nationalität vorziehen. Und das gilt wohl für die meisten internationalen Konzerne. Das Gewicht auf der entsprechenden Muttersprache ist dann wohl doch relativ hoch.
Nochmal zusammenfassend, damit Japanisch oder Chinesisch wirklich für die Karriere nützlich ist, müssen die Sprachkenntnisse sehr sehr gut sein. Man muss also sehr sehr viel Zeit investieren, und damit man das auch tun kann, muss einem die Sprache sehr sehr viel Spaß machen. Neben dem gibt wohl der Jobmarkt für Chinesisch-Sprecher wesentlich mehr her, aber als angehender Wiwi, sollte man sich unter Angebot-induzierter Nachfrage etwas vorstellen können, soll heißen, die Konkurrenz ist beim Chinesischen wohl sowohl aus China als auch aus Dland oder dem übrigen Ausland um einiges größer. Wo man rein arbeitsmarktechnisch die besseren Chancen hat ist demnach nur schwer zu sagen, es ist aber auch nicht so wichtig, da man sowieso keine Chancen hast, wenn einem die Sprache nicht liegt und vor allem fachlich nichts drauf hat. Falls es einem bloß darum geht in Japan oder China zu arbeiten bzw. zu leben, konzentriert man sich also am besten auf das fachliche Studium. Ach ja, und wer meint er möchte Japanisch lernen um einmal in Japan zu arbeiten, aber nicht gut Englisch kann ist ein Träumer, das ist als Gaijin neben den fachlichen Fähigkeiten und noch vor den Japanischkenntnissen, das wichtigste Asset, es sei denn man träumt davon im Kombini zu arbeiten.
Fazit vom Fazit, wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist, macht man das was einem am meisten Freude bereitet und seinen Interessen entspricht, und macht es mit Leidenschaft! Das gilt imho übrigens für jeden Bereich im Leben in dem man erfolgreich sein will ...