Vielen Dank für die Gedanken! Im Endeffekt sehe ich das ähnlich. Der große Vorteil eines Gruppenkurses ist die Möglichkeit, auch Kommunikation zu üben. Das sollte man daher auch machen.
Ich bin tatsächlich KEINE Japanerin (auch nicht halb), ich habe andererseits Lehrerfahrung für Deutsch als Fremdsprache und einige Lernerfahrungen in Japanischkursen (in Deutschland und Japan).
Ich habe auch schon Japanisch-Schnupperworkshops (wie auf Messen etc.) gegeben und auch anderen Deutschen im Einzelunterricht Japanisch-Nachhilfe gegeben (sehr viel davon unbezahlt, natürlich). Ich denke nicht, dass man nur von Muttersprachlern richtig die Grundlagen einer Sprache lernen kann, allerdings gibt es natürlich für den Lehrer Unterschiede für die Unterrichtsplanung.
Z.B. will ich in meinem Kurs auch gerade weil ich keine Muttersprachlerin bin, zusätzlich sehr viel anderes Audiomaterial verwenden. (Allerdings habe ich das auch für Deutsch gemacht.)
Mein Kurs wird nur zwei Wochenstunden haben und geht über vier Monate. Es ist ein reiner "Freizeitkurs". In der wenigen Zeit kann man natürlich nicht viel schaffen. Meine Ziele für diesen Kurs sind:
- den Schülern Spaß an der Sprache vermitteln und einen unterhaltsamen Unterricht zu bieten, wo man gern hingeht
- den Schülern Zutrauen zu vermitteln, dass sie es schaffen können, Japanisch zu lernen (dass das kein Hexenwerk ist)
- möglichst IM Unterricht den Stoff so ordentlich zu vermitteln, dass es nicht 8 Stunden Nachbereitung zu Hause braucht und dass mir auch nicht die Niveaustufen dadurch ratzfatz auseinanderklaffen.
- Lesen üben
- Aussprache üben
- Hörverständnis üben
- Grundverständnis für japanischen Satzbau und Grammatik vermitteln
- Sprechhemmungen abbauen
- verschiedene Lernmethoden vorstellen, sodass man für sich was raussuchen kann, was funktioniert. (z.B. Mnemotechnik für Kanji ansprechen und vorstellen, die Radikale erklären, schreiben üben, Anki vorstellen, wer am Ende womit am besten klarkommt, kann ich nicht wissen, ich weiß aber, dass man, mit ungeeigneten Lernmethoden manchmal jahrelang Kanji büffelt und doch bei 100 steckenbleiben kann)
Ich werde versuchen, möglichst viel Japanisch im Unterricht zu sprechen/hören/lesen, damit möglichst viel Input erfolgt. Vokabelarbeit etc. nimmt richtig viel Zeit im Unterricht ein (wird deswegen auch gerne weggelassen und als Hausaufgabe gestellt), abhängig davon, wie meine Schüler so sind, werde ich das aber dennoch im Unterricht machen. Mir ist tatsächlich wichtiger, dass sie dran bleiben und verstehen, worum es geht, als dass wir sehr schnell fortschreiten. Das Selbstsprechen und vor allem Praxisbezug ist mir daher auch sehr wichtig. Es gibt da ja etliche Spiele fürs Selbstsprechen, da gibt es schon genügend amüsante Möglichkeiten.
Ich habe mir auch überlegt, teilweise mit TPRS zu arbeiten, das ist eine Methode, bei der Geschichten erzählt werden und durch Nachfragen immer wieder dieselben Satzstrukturen wiederholt werden, leicht abgewandelt, sodass sie am Ende wirklich sitzen. Solche Geschichten (oder ähnliche, allerdings ohne die ganze Fragerei) werden auch aufgeschrieben und mit den Schülern gemeinsam gelesen. Das halte ich grade auch für Japanisch sehr wichtig, denn es ist ja immer schwierig an wirklich einfache, verständliche Lesetexte zu kommen und dabei ist ja gerade die Schrift etwas, was man lange und ausgiebig üben muss.
Als Beispiele:
https://www.youtube.com/watch?v=-HvYcL6PqtI
https://www.youtube.com/watch?v=lB8orYq2bks
https://www.youtube.com/watch?v=ENWQTPDK5oo
Im Unterrichtssetting bezieht man natürlich die Schüler und ihre Antworten mit ein, auf Japanisch gibt es da leider keine so guten Beispiele... Die Geschichten lassen sich auch leicht personalisieren je nach Interesse der Kursteilnehmer.
Allerdings glaube ich auch, dass das allein zu wenig "interessantes" für den Kurs ist und dass ich auch auf Deutsch Landeskunde mit einschieben muss, damit einfach mehr "aha!"-Erlebnisse vorkommen und das Erlebnis "zum Kurs gehen" spannender ist. Am Ende sind eben so wenig Stunden auf vier Monate verteilt doch ein ziemlich langsames Tempo und das kann, glaube ich, auch langweilen, wenn man eben dann nur Sprache auf Anfängerniveau macht in der Zeit.
Gleichzeitig muss man aber eben auch aufpassen, dass sich ambitioniertere Schüler nicht langweilen, aber ich hoffe, dem kann man entgegenwirken, wenn der Unterricht eben in den Bereichen hören/sprechen/lesen mehr neues und kreatives bietet, als man zu Hause im Grammatikbuch finden kann.