(08.07.19 12:32)Onara Machine schrieb: Seit 2 Jahren habe ich auch aufgehört japanische Filme mit Untertitel anzuschauen.
Eine gute Entscheidung. Die meisten Lernenden, die ich kenne, wagen genau diesen Schritt nicht.
Zitat:Jeder meint zwar tu und mach aber ich bin mir sehr unsicher. Wie gesagt bin ich schon relativ alt und möchte nicht Jahrzehnte für diese Sprache aufopfern. Deswegen die Frage ob mir das mit dem "Verständnis" ein Vorteil bringen könnte und welcher Kurs für mich am idealsten wäre.
Ich glaube nicht, dass ein normaler VHS- oder Uni-Kurs das Richtige für dich wäre. Du hast ja schon ein nicht zu unterschätzendes Vorwissen in Vokabular und Grammatik. Je nach Kurs und Lehrbuch wird erstmal nicht so viel Wert auf Kanji gelegt, weshalb das Ganze wahrscheinlich ziemlich ineffizient für dich wäre.
Zitat:Noch eine letzte Frage, MUSS man Hiragana und Katakana lernen oder kann man das komplett weg lassen?
Hiragana und Katakana (bzw. die 50-Laute-Tafel) sind quasi die Grundlage der japanischen Sprache. Da kommst du nicht dran vorbei. Hiragana brauchst du u.a. für
- Das Schreiben von Japanisch an Computer / Handy: Das funktioniert normalerweise in der Reihenfolge Rōmaji → Hiragana → Kanji
- Das Lesen von Texten, die aus mehr als einem Wort bestehen: Alle grammatikalischen Bestandteile (also das, was keine Bedeutung trägt) werden in Hiragana geschrieben
- Das Lesen unbekannter Kanji: Hilfslesungen, sog. Furigana, stehen meist als Hiragana über den Kanji
Die 50-Laute-Tafel an sich spielt eine Rolle in der Grammatik (z.B. die verschiedenen Stufen fünfstufiger Verben (kaku → kakanai, kakeba etc.)) und als Sortierreihenfolge (wie bei uns das Alphabet, also beispielsweise in Buchläden u.Ä.).
Da kommt man also schlecht drum rum. Um die Kana (= Hiragana und Katakana) zu lernen, brauchst du aber keinen extra Kurs. Das geht innerhalb einer Woche, wenn man sich anstrengt.
Zu deiner Situation an sich: Du bist ja nicht in der Situation eines klassischen Zweitsprachenlerners, der von Null anfängt, sondern eher in der Situation eines japanischen Grundschulkindes, das zwar schon Grundlagen in Grammatik und Vokabular hat, aber noch nicht lesen und schreiben kann. Insofern wäre es vielleicht gar nicht schlecht, sich mit Lernmaterialien für genau diese Zielgruppe zu beschäftigen.
Kanji für die 6 Jahre Grundschule kommen dosiert in 100 - 200 Zeichen pro Klasse und man findet online viele kostenlose Materialien (wenn man schon auf Japanisch suchen kann
) und es gibt natürlich auch Bücher zum Thema.
Vorteil des Ganzen:
- du bekommst keine (unnötigen) Erklärungen zu Grammatik und Vokabular
- das Ganze ist einsprachig, d.h., du musst nicht zwangsweise Wörter anderer Sprachen mit den Konzepten hinter den japansichen Begriffen verknüpfen (wäre ja ein Umweg und manchmal gibt es einfach keine passende Übersetzung...)
- Du hast es meistens mit ganzen Sätzen zu tun, also hast du Kontext (im Gegensatz zu Kanji-Flashcards o.Ä.)
Ich selbst kann nur Empfehlen Lesen durch Lesen zu lernen. Für den Anfang eignen sich dafür Bücher / Manga mit Furigana (du musst also die Kana können). Reine in Kana geschriebene Werke
- sind selten (eigentlich nur für Kindergarten und erste Klasse Grundschule)
- sind schwer zu lesen (hört sich wie ein Widerspruch an, aber sobald du ein paar Kanji kennst, wirst du das bestätigen)
- enthalten einem Kanji komplett vor. Es hilf alleine, die Kanji beim Lesen der Furigana flüchtig zu sehen, ohne sie aktiv zu lernen. Bei reinen Kana-Texten hat man sowas nicht
Texte mit Furigana findet man
- in Shōnen- / Shōjo-Manga
- in Light-Novels
- in Furigana-Versionen von Romanen (bei Kimi no na wa hab ich das zum Beispiel gesehen)
- Bei NHK News Easy
Natürlich kann man auch automatisiert Texte "furiganisieren" lassen, aber kein Computer ist perfekt, von daher muss man das immer mit Vorsicht genießen.
Was das Schreiben angeht, würde ich erstmal sagen, dass das sekundär ist. Durch das Lesen hast du erstmal Zugang zu vielen Informationen und kannst dich damit sprachlich weiterbilden.
Handschriftlich Schreiben muss man heutzutage ja (leider) kaum noch. Einige Japaner haben mir geraten, gar nicht erst Kanji aktiv zu lernen, aber für mich gehört das einfach dazu (auch, wenn ich immer noch mehr Kanji lesen als schreiben kann).
Zitat:Für ein Ratschlag wäre ich sehr dankbar. Ist das eine "Gelegenheit" die ich nutzen sollte um die Sprache zu erlernen oder ist das nur Humbug?.
Eine Fremdsprache zu lernen, ist meiner Meinung nach niemals Humbug. Japanisch ist eine sehr spannende Sprache, gerade wegen der Schrift(en). Du würdest etwas verpassen, wenn du die Gelegenheit nicht nutzt