Andererseits: Das erste Computerspiel wurde 1948 patentiert. Und wie wir alle wissen, war die Welt bis dahin ein sehr friedlicher Ort. Aber danach ging alles den Bach runter.
So, jetzt hört mal auf mit dem Quatsch hier.
Also, ich würde die Sorgen diesbezüglich nicht einfach als unbegründet abtun. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass man die Wirkung von Computerspielen nicht nur auf negatives reduzieren und vor allem nicht die Spiele
(gegenüber anderen Medien) so besonders hervorheben sollte, als seien sie das eine große Problem.
Computerspiele können sicherlich das Denken und das Verhalten von Menschen beeinflussen. Das können Filme, Fernsehsendungen, Bücher, YouTube-Videos oder... Menschen! allerdings auch. Ich könnte mir aber doch vorstellen, dass bei Computerspielen eine größere "Gefahr" besteht, dass deren Einfluss überhand nimmt, da man da stärker ins Geschehen hineingezogen wird als bei einem Buch oder Film. Man ist ja in Form des Avatars Teil des Spiels und beschäftigt sich teilweise sehr lange damit. Im Spiel schaut man auch nicht zu, wie jemand erschossen wird, sondern man legt ihn selbst um. Darin sehe ich schon einen nicht ganz unwichtigen Unterschied zu Filmen usw.
Daher ist die Frage, ob der Einfluss von Computerspielen vielleicht schwerwiegender ist als der anderer Medien, meines Erachtens schon berechtigt. Pauschalisierungen und logische Fehlschlüsse
(Da ist ein Amokläufer, der "Killer-Spiele" gespielt hat, ergo haben die Spiele ihn gewaltbereit gemacht.) sind hier aber - wie überall - fehl am Platz.
Der eben erwähnte
(vermutlich) größere Einfluss von Computerspielen ist wohl auch ein Grund dafür, dass einige diese besonders hervorheben.
Ein weiterer Grund dürfte sein, dass
(zumindest gewalttätige) Computerspiele noch nicht von allen Menschen gleichermaßen genutzt werden. Wenn man nun z.B. von Filmen sagen würde, sie förderten die Gewaltbereitschaft, dann würde man damit etwas als Ursache der Gewalt vorschlagen, das von der ganzen Bevölkerung alltäglich konsumiert wird. Da ist einem natürlich klar, dass das so nicht funktionieren kann, weil dann viel mehr Menschen gewalttätig sein müssten. Wenn man aber als Ursache etwas ausmacht, das nur von einem
(wenn auch nicht gerade kleinem) Teil der Bevölkerung konsumiert wird, dann kann das schon eher funktionieren. Und die Wahrnehmung davon, welche und wie viele Menschen Computerspiele
(und insbesondere "Killer-Spiele") spielen, ist möglicherweise bei denen, die es selber nicht/kaum tun noch etwas anders als bei denen, zu deren Alltag Spiele dazugehören. Irgendein Noob, der sich höchstens mal aus Versehen
Candy Crush runtergeladen hat, denkt vielleicht wirklich,
Call of Duty würde nur von ein paar Hundert Leuten in irgendwelchen dunklen Kellern gespielt.
Und ein dritter Grund sind vielleicht solche Kommentare in Spiele-Foren: "Lol! Ich hab XY umgelegt und jetzt gehört mir sein Haus! XD" Da kann man als Außenseiter schon ins Grübeln kommen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass man oft denkt, die Anderen wären anders als man selbst. Z.B. hab sogar ich mich da gefragt, was das für'n Typ ist, als ich diesen Kommentar mal gelesen habe - obwohl ich selber in diesem Spiel
(The Elder Scrolls III, aber auch in IV und V) manchmal Sachen gemacht hab, die dem Außenstehenden wohl verdächtig vorkämen. Ich bin zum Beispiel schon einige Male Amok gelaufen und hab alles mögliche getötet, weil ich mir vom Spiel irgendwie verarscht vorkam. ^^ Aber im echten Leben fühl ich mich schon schlecht, wenn ich mal jemanden anschnauze, nur, weil grad irgendwas schlecht läuft. So eine klare Trennung zwischen dem Verhalten im Spiel und dem in der Realität, können sich manche Außenseiter vielleicht nur schwer vorstellen.
Und wie Nia auch schon sagte, ist das Konzept eben wunderbar einfach: "gewalttätige Computerspiele -> gewalttätiger Mensch. Bumm, da haben wir's, müssen wir nicht weiter tiefgreifend drüber nachdenken: weg mit diesen Spielen." Das ist natürlich viel schöner, als zu sagen, dass ein komplexes System verschiedener Einflüsse einen Menschen formt und man alle Teilaspekte betrachten, ergründen und verbessern muss, um das Problem zu lösen.
Soviel dazu, warum solche Aussagen immernoch kommen.
Ich muss aber sagen, ich
könnte (wobei ich keinerlei erweiterte Kenntnisse über die menschliche Psyche besitze) mir schon vorstellen, dass in irgendeinem bestimmten Fall jemand sich so viel mit Computerspielen und gleichzeitig wenig mit der Realität beschäftigt, dass seine Denkweise wesentlich von den Spielen beeinflusst wird.
(Computerspielsucht gibt es ja schon, wobei es dabei aber, glaube ich, üblicherweise nicht um gesteigerte Gewaltbereitschaft geht, sondern um andere Aspekte.) Aber erstens wäre das dann vermutlich ein sehr seltener Sonderfall und zweitens muss dieser Einfluss nicht unbedingt negativ sein. Aus manchen Computerspielen könnte man ja vielleicht auch gut einen Helden-Komplex mitnehmen, durch den man immerzu anderen helfen will um Helle-Seite-Punkte zu erhalten. Und ob solche Sonderfälle nun bei Computerspielen wahrscheinlicher sind als bei Filmen usw. ist nochmal eine andere Frage. Der sogenannte I.S. zum Beispiel, radikalisiert ja auch über Videos im Netz und nicht über Spiele.
(Wobei die Überzeugung von einer bestimmten Weltanschauung und generelle Gewaltverherrlichung ja nicht so ganz dasselbe sind.)
Alles in allem denke ich, dass Computerspiele ungefähr genauso viel Einfluss auf den Menschen ausüben, wie der Rest seiner Umgebung. Und der Zusammenhang von Gewaltbereitschaft und
(angeblich) gewaltverherrlichenden Spielen besteht wohl kaum darin, dass die Spiele jemanden gewalttätig machen, sondern darin, dass ein gewalttätiger Mensch sich ein Ventil sucht und dieses eben in den entsprechenden Spielen findet. Die Ballerspiele halten einen also vielleicht sogar noch vom Amoklauf ab, statt ihn zu begünstigen.
Ich denke mal, je normaler Computerspiele in unserer Gesellschaft werden
(durch alle Schichten und Altersgruppen), desto weniger Misstrauen wird es auch geben, auch bei denen, die selbst nicht spielen. Ich habe z.B. mal gehört, dass auch Romanen anfänglich nachgesagt wurde, sie würden die Menschen irgendwie verderben.
(War's vielleicht auch beim Fernsehen/Kino so? Weiß da einer was?) Und heute sind sie so normal, dass wohl kaum einer mehr auf so eine Idee kommen würde.