Neuer Hype in Tokyo:
Am Beginn des 7. Monats schickt die Vertragsbäckerei der gynäkologischen Abteilung eine Art Krapfen an den Haushalt der Schwangeren, denn es soll ja eine Geschlechtsveröffentlichungspary geben, ich weiß noch garnicht, wie das auf Japanisch heißt, aber bald.
Diese Krapfen haben entweder eine rötliche oder eine bläuliche Füllung, je nachdem.
Die feierliche Krapfen-Verkostung. Heutzutage in der internationalen Corona-Community ist das ein mehrkanaliger Skype-Livetermin. Am (heutigen) 5. September soll die Party stattfinden. Meine Frau hat schon Dosencocktails in entsprechender Farbgebung besorgt...
PHP-Code:
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Um die Weltkugel herum wird nicht die Erscheinung eines neuen Menschen gefeiert sondern die Erscheinung einer Ultraschall-Diagnose. Grotesk.
Ich muß das nicht mögen, aber ich kann es verstehen.
Im weiten Umkreis -- in Japan wie in Deutschland -- ist mein kleinstes Bubi das kleinste Kind, doch er ist schon Primaner, macht bald Abitur. Von daher kann ich schon empfinden, wie ein Bedarf für so eine Zeremonie entstehen kann.
Ein anderer Schwangerschaftsbrauch in Japan war der Obi, damals war noch mehr Sterblichkeit. Aus der Alltagserfahrung, daß es Säuglinge mögen, wenn es eng ist, hat man geschlossen, daß es für manche Babys im Mutterleib zu schlabberig ist und man die Mama zusammenbinden soll. Das haben wir noch im 20. Jhd so gemacht.
Heute läßt man das, das Baby soll herumhampeln wie es lustig ist (kann auch nachteilig sein).
Edit
Hatte meine Frau (die hat keine Ahnung von modernem Japanisch) noch was von 性別発表 oder so gemurmelt, richtig heißt das natürlich ジェンダー・リビール・ケーキ. "Dr. Oetker" übersetzt das ins Deutsche mit "gender reveal cake" und erklärt dieses USA-Brauchtum etwas anders als ich das zunächst verstanden hatte. Aber wen es interessiert, der möge bei der Firma Dr. Oetker nachgucken. Es handelt sich nicht so sehr um einen Krapfen sondern um eine kleine Torte, von der jeder ein Stückchen bekommt, der im Verdacht steht, bald mal fragen zu wollen.