BlackScorp
Beiträge: 19
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Beitrag #1
Generation Y und Arbeitsmoral in Japan
Hallo liebe Forenmitglieder,
ich lese gerade das Buch "Japan für die Hosentasche" und da stehen einige Dinge zur Arbeitsmoral und Produktivität von Japanern, es ist wohl überall Bekannt dass die Japaner am Tag 10+ Stunden Arbeiten, deren Produktivität aber dagegen gering ist.
Dann gibt es ja bei uns die sogennaten "Millenials" oder "Generation Y", zur welcher ich auch gehöre, und wir hinterfragen gerne, wieso mach ich meine Arbeit? Hat es einen gesellschaftlichen Nutzen? Wieso muss ich 8 Stunden im Büro sitzen wenn ich mich nach 6 Stunden eh nicht wirklich konzentrieren kann.
Mein Gedanke war, wenn es für viele so schwer fällt einfach mal sich drüber zu freuen dass man eine Arbeit hat, müssten die Japaner dann total eingehen oder nicht? Gibt es in Japan überhaupt sowas wie "Generation Y" ?
Und dann noch eine hypotetische Frage. Was könnte passieren, wenn sich einer denkt, eine Firma in Japan zu Gründen? Und wir gehen davon aus dass es keine Sprachbarriere gibt. Und angenommen, die Firma wäre nach der Vorstellung der Generation Y, maximal 6 Stunden am Tag, danach würde der Chef die Mitarbieter rausschmeißen damit diese ja nicht Überstunden machen. 30 Tage Urlaub und man wäre verpflichtet einmal im Jahr mindestens sich 3 Wochen Urlaub zu nehmen. Mit dem Cheff auf "Du" und der Cheff Respektiert dich, denn er weiß die Firma lebt von Mitarbeitern.
Ich persönlich denke dass sowas in Japan nicht funktionieren würde. Aus folgenden Gründen:
Der Japaner würde nicht für einen Ausländer arbeiten wollen. Und in dem Buch stand, für eine Japanerin ist der perfekte Mann "Stets auf der Arbeit und nicht anwesend" sprich man würde denken die Person sie Faul oder gar arbeitslos weil der Chef ihn ja bereits nach 6 Stunden Arbeit aus der Firma raus schickt.
Jedoch war ich nie in Japan und habe auch keine Ahnung wie die Japaner "Ticken".
Natürlich gibt es so eine Situation nicht wirklich aber was wenn? Wäre interessant von einem Japaner zu erfahren wie es für ihn wäre nur 6 Stunden zu Arbeiten, wirklich 30 Tage Urlaub zu nehmen, nicht sich zu weit vor dem Cheff zu verbeugen (vielleicht sogar "Hight Five" mit dem Chef zur Bergrüßung ).
Gibt es hier im Forum überhaupt Japaner die in Japan leben?
LG
EDIT: achso, die Frage kommt außerdem daher, weil ausgerechnet Toyota in Schweden für eine kurze Zeit den 6 Stunden Tag eingeführt hat um zu Testen ob die Produktivität dadurch steigt.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 10.02.17 09:42 von BlackScorp.)
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10.02.17 09:18 |
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Bimbo Himanashi
Beiträge: 8
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Beitrag #2
RE: Generation Y und Arbeitsmoral in Japan
Es gibt meiner Erfahrung weniger Streuung in der japanischenJugend als im Westen, aber natürlich gibt es dort auch einige, die sich dem Druck in Schule und später im BEruf nicht stellen können oder wollen. Eine extremere Reaktion ist wohl Hikikomori, weniger extreme sind diejenigen Jugendluchen , die in die "baito", und "freeter" Schiene fallen, also Teilzeit oder schlechtbezahlte Vollzeitstellen im Dienstleistungsbereich . Die Konkurrenz um gute Stellen bei den weniger werdenden Firmen, die noch Stabilität bieten können , ist gross, und deshalb natürlich auch der Druck, konform zu bleiben. Die verrückten Arbeitszeiten und der straffe Arbeitsstil wird den meisten Absolventen dann in der Firma eingebleut, und auch dort gibt es ne grosse Streuung. Tatsächlich gibt es VErwaltungen etc, wo trotz der langen Arbeitszeiten der Stress überschaubar ist, aber in vielen Firmen wird lang UND hart gearbeitet, die Arbeitnehmer sind dann diejenigen die auf dem Zahnfleisch daherkommen. Und "ausländische" Firmen , die "gaishikei" also, sind solange sie eingermassen gross und vertrauenswürdig sind, durchaus beliebt bei Japanern, weil bekannt ist, dass der Arbeitsstil dort nicht so extrem ist.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.02.17 13:00 von Bimbo Himanashi.)
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13.02.17 12:52 |
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BlackScorp
Beiträge: 19
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Beitrag #3
RE: Generation Y und Arbeitsmoral in Japan
Vielen dank, das ist ja interessant, so viele tolle Wörter die man jetzt Googlen kann.
Zitat:Und "ausländische" Firmen , die "gaishikei" also, sind solange sie eingermassen gross und vertrauenswürdig sind, durchaus beliebt bei Japanern, weil bekannt ist, dass der Arbeitsstil dort nicht so extrem ist.
Also sprich ein Startup, welcher Service Leistungen anbietet und auf Mitarbeiter angewiesen ist,würde in Japan untergehen, weil es eventuell nicht gross ist und es durchaus riskant sein kann.
Sowas wie es gerade in Sillicon Valley und/oder Berlin gang ung gäbe ist, wäre in Japan undekbar?
Ich habe jetzt erstmal paar Dinge die ich recherchieren kann. Vielen Dank noch mal
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14.02.17 17:40 |
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Bimbo Himanashi
Beiträge: 8
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Beitrag #4
RE: Generation Y und Arbeitsmoral in Japan
Sowas wie es gerade in Sillicon Valley und/oder Berlin gang ung gäbe ist, wäre in Japan undekbar?
KAnn ich schlecht beurteilen da ich nur in der old economy in Japan tätig war. Aber die Japaner haben Perfektionierung mit viel Arbeitseinsatz schon immer vor (risikobehafteter) Innovation gestellt, dazu kommt in den letzten Jahren eine ziemliche Verknöcherung der Firmenstrukturen und der Denkweise. Sowas ist ok, wenn es um Produkte wie Autos geht, wo es um graduelle Weiterentwicklung und Feilen an Qualität geht, aber sobald es um wirkliche schnelle Innovationszyklen geht, mit hohen Risiken, kann man da nicht mehr mithalten. Und selbst Standardprodukte hoher Qualität können mit Korea und China nicht mehr mithalten in der Elektronik etc . Von daher wurde Japan zwischen Silikon-Valley und Korea zerrieben, was Elektronik, Schiffbau etc angeht
Also sprich ein Startup, welcher Service Leistungen anbietet und auf Mitarbeiter angewiesen ist,würde in Japan untergehen, weil es eventuell nicht gross ist und es durchaus riskant sein kann.
Würde ich im Service-Bereich nicht sagen. Hier gibt es genug junge Japaner (eben die Freeter etc), oft sogar diejenigen die im Ausland waren, gut Englisch sprechen und daher wissen dass es Alternativen zur japanischen Tretmühle gibt, und solche auch in Japan suchen. Im Technik-Bereich jedoch denke ich würde es sehr schwer werden, gute Leute für sowas zu bekommen, denn dort suchen die meisten immernoch bei den grossen, besser bezahlenden Firmen unterzukommen.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.02.17 12:47 von Bimbo Himanashi.)
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17.02.17 12:38 |
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BlackScorp
Beiträge: 19
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Beitrag #5
RE: Generation Y und Arbeitsmoral in Japan
(17.02.17 12:38)Bimbo Himanashi schrieb: Sowas wie es gerade in Sillicon Valley und/oder Berlin gang ung gäbe ist, wäre in Japan undekbar?
KAnn ich schlecht beurteilen da ich nur in der old economy in Japan tätig war. Aber die Japaner haben Perfektionierung mit viel Arbeitseinsatz schon immer vor (risikobehafteter) Innovation gestellt, dazu kommt in den letzten Jahren eine ziemliche Verknöcherung der Firmenstrukturen und der Denkweise. Sowas ist ok, wenn es um Produkte wie Autos geht, wo es um graduelle Weiterentwicklung und Feilen an Qualität geht, aber sobald es um wirkliche schnelle Innovationszyklen geht, mit hohen Risiken, kann man da nicht mehr mithalten. Und selbst Standardprodukte hoher Qualität können mit Korea und China nicht mehr mithalten in der Elektronik etc . Von daher wurde Japan zwischen Silikon-Valley und Korea zerrieben, was Elektronik, Schiffbau etc angeht
Also sprich ein Startup, welcher Service Leistungen anbietet und auf Mitarbeiter angewiesen ist,würde in Japan untergehen, weil es eventuell nicht gross ist und es durchaus riskant sein kann.
Würde ich im Service-Bereich nicht sagen. Hier gibt es genug junge Japaner (eben die Freeter etc), oft sogar diejenigen die im Ausland waren, gut Englisch sprechen und daher wissen dass es Alternativen zur japanischen Tretmühle gibt, und solche auch in Japan suchen. Im Technik-Bereich jedoch denke ich würde es sehr schwer werden, gute Leute für sowas zu bekommen, denn dort suchen die meisten immernoch bei den grossen, besser bezahlenden Firmen unterzukommen.
Vielen dank.
Ich finde das total Spannend, ich habe mir mal so vorgestellt, wie es wäre, eine Firma in Japan zu haben und wie die Japaner so drauf wären. Habe mir Szenarien durch den Kopf gehen lassen. Angenommen man hätte eine Firma die Webseiten entwickelt. Man würde eventuell keine Aufträge erhalten, weil andere Firmen den "Gaigokujin" nicht vertrauen würden. Man würde keine Mitarbeiter finden weil es "verpönt" wäre bereits um 16 uhr zu hause zu sein.
Wie es wohl wäre als Ausländer dort zu Arbeiten? Ich würde zum Beispiel niemals länger als es sein muss in der Firma verbringen. Wahrscheinlich wäre es schwierig für mich, lange in einem Job zu bleiben.
Ich habe generell dass Gefühl/Vermutung dass dort die Welt anders tickt
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18.02.17 22:33 |
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