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Das ach so fremde Japanisch
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irgendwer


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Beitrag #11
RE: Das ach so fremde Japanisch
es wurde glaub ich hier schon erwähnt, aber in meinen Augen das Hauptproblem, daher führe ich das nochmal aus:

Man lernt Sprachen im wesentlichen in/durch zwei Bereiche: Aktiv durch Hörverständnis und Sprechen und passiv durch Textverständnis.

Mangelndes Textverständnis:
Ich ziehe den Vergleich zu Englisch: Schon in der 7.ten oder 8.ten Klasse konnte man längere Texte ohne Probleme lesen, sofern die Vokabeln bekannt waren.
Das waren daher nicht notwendigerweise extra "bearbeitete" Texte für das Lehrbuch, sondern oft Kurzgeschichten irgendwelcher Autoren, bei denen dann eine Vokabelliste unten drunter stand.
In der 10.ten Klasse oder so hab ich dann angefangen Time Magazine & englische Romane zu lesen. Klar versteht man da am Anfang nicht unbedingt alle Feinheiten, aber meist fehlen einem doch nur Vokabeln und man gewinnt ungemein passive Sprachfähigkeiten.

Diese Fähigkeit, sich mit Texten zu beschäftigen ist meiner Meinung nach das A und O, wenn man sich nicht in dem entsprechenden Land befindet. Solche passiven Sprachkenntnisse lassen sich sehr sehr leicht in aktive umwandeln - was mir auffiel, als der DivX/DVD Boom los ging und man plötzlich Filme im OTon schauen konnte. Das ging wirklich nach einer Handvoll Filmen plötzlich total gut und heutzutage rege ich regelmäßig über die schlechten deutschen Synchros auf ;-)

Der Punkt ist: Das kann man im japanischen TOTAL vergessen. Man schnappe sich eine beliebige englische Zeitung, die kann man als Anfänger relativ schnell "überfliegen" oder große Teile davon lesen. Das gleiche kann man ja nach ähnlicher Zeit mal mit asahi.com versuchen.
Und so fällt dieser gesamte Lernbereich des "sich-mit-Texten-beschäftigen" ... zwar nicht komplett weg, aber ist total eingeschränkt.
Und so bleibt einem nichts übrig, wenn man nicht in Japan wohnt - allerdings *wenn* man in Japan wohnt ist das auch nicht unbedingt so viel besser, dann hat man ja meist noch was anderes zu tun (Job, Studium, sein "Leben auf die Reihe bekommen" ;-) etc und muss "nebenher" lernen - sich mit Tandems, Sprachkursen usw. durchzuschlagen, um so viel wie möglich zu sprechen.

Oder als Informatiker ausgedrückt: Die Sprache skaliert schlecht. Im japanischen lernt und lernt und lernt man und irgendwann, wenn man dann 2000 Kanjis mit 4000 Lesungen kann, dann macht es irgendwann *klick* - so hoffe ich zumindestens ;-) - und man versteht plötzlich vieles.
Im Englischen kann man sich schon nach relativ kurzer Zeit verständigen; und das trifft auf die meisten europäischen Sprachen zu. Selbst auf so exotischere Dinge wie Russisch.
Mal ganz abgesehen davon, daß der Zugang zu Lernmaterial sich meist viel einfacher gestaltet.

Und das die Chinesen und Koreaner Japanisch schneller lernen liegt imho weniger an der Kultur (an der Hochschule hier studiert ein extrem großer Teil Chinesen und nach meinen Erfahrungen ist das kulturell so ziemlich das Gegenteil von Japan), sondern daran, daß die schon alle Zeichen können. Chinesen sowieso und afaik werden im koreanischen "Bildungsbürgertum" außer der Lautschrift auch Zeichen unterrichtet.
06.08.06 14:01
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Hallo
Gast

 
Beitrag #12
RE: Das ach so fremde Japanisch
Ich denke, dass für viele der Satzbau auch ein Problem bereiten dürfte.
Da muss man ja total umdenken und die bisher gewohnten Strukturen, die man von europäischen Sprachen kennt, hier einfach für kurz vergessen. Man kann einfach nicht einen Satz genau so wie er da steht auf deutsch übersetzen.

Wenn man aber eine andere asiatische Sprache beherrscht, dann geht das schon.
Der Satzbau der Turksprachen beispielsweise soll sehr ähnlich sein.
Und wenn man türkisch kann, dann ist japanisch nicht besonders schwer, habe ich gehört, nur die Kanjis sind da noch im Wege.
Im türkischen kommen noch zu dem ähnlichen Satzbau wesentlich kompliziertere Konjugationen und Zeiten hinzu, die doppelt und dreifach vorkommen aber je nach Situatuion beispielsweise entweder Passiv oder Vergangenheit bilden.

Um eine exotische Sprache zu finden, die total mysteriös für Europäer ist, muss man garnicht erst so weit nach Japan gucken. Sie wird von vielen Menschen selbst in Deutschland gesprochen: türkisch. Und so soll das auch mit Finnisch und Ungarisch sein.

Was die Sprache also "exotisch" macht, sind die Schriftzeichen und das Aussehen der Sprecher!
Klingt vielleicht komisch, aber so ist das.
Das türkisch so anders ist als jede europäische Sprache wissen nicht viele und die meißten interessieren sich nicht dafür. Denn die Türken sehen ja europäisch aus und sind für Europäer somit keine Exoten. Somit wird von der Sprache auch kein Exotendasein erwartet.
23.11.09 17:50
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Landei


Beiträge: 283
Beitrag #13
RE: Das ach so fremde Japanisch
(23.11.09 17:50)Hallo schrieb:  Ich denke, dass für viele der Satzbau auch ein Problem bereiten dürfte.
Da muss man ja total umdenken und die bisher gewohnten Strukturen, die man von europäischen Sprachen kennt, hier einfach für kurz vergessen. Man kann einfach nicht einen Satz genau so wie er da steht auf deutsch übersetzen.

Wenn man aber eine andere asiatische Sprache beherrscht, dann geht das schon.
Der Satzbau der Turksprachen beispielsweise soll sehr ähnlich sein.
Und wenn man türkisch kann, dann ist japanisch nicht besonders schwer, habe ich gehört, nur die Kanjis sind da noch im Wege.
Im türkischen kommen noch zu dem ähnlichen Satzbau wesentlich kompliziertere Konjugationen und Zeiten hinzu, die doppelt und dreifach vorkommen aber je nach Situatuion beispielsweise entweder Passiv oder Vergangenheit bilden.

Um eine exotische Sprache zu finden, die total mysteriös für Europäer ist, muss man garnicht erst so weit nach Japan gucken. Sie wird von vielen Menschen selbst in Deutschland gesprochen: türkisch. Und so soll das auch mit Finnisch und Ungarisch sein.

Was die Sprache also "exotisch" macht, sind die Schriftzeichen und das Aussehen der Sprecher!
Klingt vielleicht komisch, aber so ist das.
Das türkisch so anders ist als jede europäische Sprache wissen nicht viele und die meißten interessieren sich nicht dafür. Denn die Türken sehen ja europäisch aus und sind für Europäer somit keine Exoten. Somit wird von der Sprache auch kein Exotendasein erwartet.

Jede nicht indoeuropäische Sprache ist für uns "exotisch", und da hätten wir in Europa neben den bereits genannten noch estnisch und die verschiedenen keltischen Sprachen (gälisch, walisisch, cornisch, bretonisch...). Der absolute Höhepunkt der Exotik ist aber Euskara, besser bekannt als Baskisch, eine Sprache, die keinerlei Verwandschaftsbeziehungen zu anderen Sprachen erkennen läßt, sehr schwierig zu lernen ist und eine ziemlich ungewöhnliche Grammatik besitzt.

Wenn's einfach wär', könnt's jeder - 難しくなければ、誰もが出来る
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 15.01.10 10:07 von Landei.)
15.01.10 10:05
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Das ach so fremde Japanisch
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