RE: Das ach so fremde Japanisch
es wurde glaub ich hier schon erwähnt, aber in meinen Augen das Hauptproblem, daher führe ich das nochmal aus:
Man lernt Sprachen im wesentlichen in/durch zwei Bereiche: Aktiv durch Hörverständnis und Sprechen und passiv durch Textverständnis.
Mangelndes Textverständnis:
Ich ziehe den Vergleich zu Englisch: Schon in der 7.ten oder 8.ten Klasse konnte man längere Texte ohne Probleme lesen, sofern die Vokabeln bekannt waren.
Das waren daher nicht notwendigerweise extra "bearbeitete" Texte für das Lehrbuch, sondern oft Kurzgeschichten irgendwelcher Autoren, bei denen dann eine Vokabelliste unten drunter stand.
In der 10.ten Klasse oder so hab ich dann angefangen Time Magazine & englische Romane zu lesen. Klar versteht man da am Anfang nicht unbedingt alle Feinheiten, aber meist fehlen einem doch nur Vokabeln und man gewinnt ungemein passive Sprachfähigkeiten.
Diese Fähigkeit, sich mit Texten zu beschäftigen ist meiner Meinung nach das A und O, wenn man sich nicht in dem entsprechenden Land befindet. Solche passiven Sprachkenntnisse lassen sich sehr sehr leicht in aktive umwandeln - was mir auffiel, als der DivX/DVD Boom los ging und man plötzlich Filme im OTon schauen konnte. Das ging wirklich nach einer Handvoll Filmen plötzlich total gut und heutzutage rege ich regelmäßig über die schlechten deutschen Synchros auf ;-)
Der Punkt ist: Das kann man im japanischen TOTAL vergessen. Man schnappe sich eine beliebige englische Zeitung, die kann man als Anfänger relativ schnell "überfliegen" oder große Teile davon lesen. Das gleiche kann man ja nach ähnlicher Zeit mal mit asahi.com versuchen.
Und so fällt dieser gesamte Lernbereich des "sich-mit-Texten-beschäftigen" ... zwar nicht komplett weg, aber ist total eingeschränkt.
Und so bleibt einem nichts übrig, wenn man nicht in Japan wohnt - allerdings *wenn* man in Japan wohnt ist das auch nicht unbedingt so viel besser, dann hat man ja meist noch was anderes zu tun (Job, Studium, sein "Leben auf die Reihe bekommen" ;-) etc und muss "nebenher" lernen - sich mit Tandems, Sprachkursen usw. durchzuschlagen, um so viel wie möglich zu sprechen.
Oder als Informatiker ausgedrückt: Die Sprache skaliert schlecht. Im japanischen lernt und lernt und lernt man und irgendwann, wenn man dann 2000 Kanjis mit 4000 Lesungen kann, dann macht es irgendwann *klick* - so hoffe ich zumindestens ;-) - und man versteht plötzlich vieles.
Im Englischen kann man sich schon nach relativ kurzer Zeit verständigen; und das trifft auf die meisten europäischen Sprachen zu. Selbst auf so exotischere Dinge wie Russisch.
Mal ganz abgesehen davon, daß der Zugang zu Lernmaterial sich meist viel einfacher gestaltet.
Und das die Chinesen und Koreaner Japanisch schneller lernen liegt imho weniger an der Kultur (an der Hochschule hier studiert ein extrem großer Teil Chinesen und nach meinen Erfahrungen ist das kulturell so ziemlich das Gegenteil von Japan), sondern daran, daß die schon alle Zeichen können. Chinesen sowieso und afaik werden im koreanischen "Bildungsbürgertum" außer der Lautschrift auch Zeichen unterrichtet.
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