(24.09.15 19:36)Woa de Lodela schrieb: (24.09.15 10:33)Hachiko schrieb: So ganz egal scheint es den Menschen aber nicht zu sein, ansonsten würden sie nicht unter oft widrigsten Umständen wie Krieg, Karenzzeiten,
schwere Krankheit usw.usw. so krampfhaft am irdischen Dasein festhalten.
Das ist klar. Aber man fragt sich schon, warum eigentlich? Das ewige Nichts unter vollständiger Auslöschung der Persönlichkeit ist ja doch unvermeidbar. Schon komisch, das Leben.
Eigentlich ist es doch ganz logisch. Jede Spezies die lebt, muss am Leben hängen und den Tod fürchten, das ist doch ein zwangsläufiges Ergebnis der Evolution. Eine Spezies die sich nichts aus dem eigenen Leben macht, wird rasch vom Erdboden verschwinden. Es kann zwar einzelne Ausnahmen geben, Individuen die weniger Furcht vor dem Tod empfinden als die Mehrheit ihrer Art. Das ist durchaus wünschenswert, denn diese Individuen können dann als sogenannte Helden gefährliche Aufgaben übernehmen, wobei ich persönlich den Eindruck habe, das Heldenmut oftmals nichts anderes als Ignoranz und mangelndes Vorstellungsvermögen ist, das einen davon abhält die möglichen Konsequenzen des eigenen Tuns abzuschätzen. Wie dem auch sei, in der Masse jedoch muss immer die Lebenserhaltung und der Erhalt der Nachkommenschaft ein Grundbedürfnis darstellen, alles andere wäre doch paradox.
Kurz gesagt, die Evolution hat uns so programmiert das wir in der Mehrheit den Tod fürchten und Leben wollen, obwohl ich mit zunehmendem Alter das Gefühl habe, das wir nicht wirklich Angst vor dem Tod haben müssen. Ich hatte vor einiger Zeit mal sehr heftige unerklärliche Kopfschmerzen. Die wurden immer heftiger und plötzlich hatte ich das Gefühl das mir jeden Augenblick die Sinne schwinden würden. Für ein paar Sekunden stellte ich mir vor was wäre wenn es jetzt vorbei wäre? Der Zeitpunkt wäre zwar noch etwas früh und ich hätte ihn als durchaus unpassend empfunden (das wird wohl immer der Fall sein) aber ich verspürte keinerlei Furcht. Im Gegenteil. Ich fand die Vorstellung sogar noch ein wenig witzig. Dann bräuchte ich morgen früh nicht aufzustehen und ich bräuchte nie mehr zur Arbeit und hätte dafür die beste Entschuldigung von der Welt stellte ich mir vor. Der Gedanke an die dummen Gesichter der Arbeitskollegen wenn ich - sonst ein Synonym für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit - plötzlich nicht zur Arbeit erscheinen würde erheiterte micht. Keine Pflichten mehr - Never! Wär das so schlecht?
Ich sehne den Tod nicht herbei, aber ich glaube auch nicht das da irgendetwas gruseliges dabei ist wovor man sich fürchten muss.
Ausserdem muss man sich vergegenwärtigen, das unser Bewusstsein ohnehin nur eine Illusion ist. Wenn aber unser Bewusstsein eine Illusion ist, dann muss auch der Tod eine Illusion sein.
Unser Bewusstsein gaukelt uns vor, wir wären ein Ich, eine Entität. In Wirklichkeit bin ich doch eher eine Kolonie, ein Staat von Abermillionen Zellen, die vor Äonen mal festgestellt haben, das es besser ist mehrzellige Verbände zu bilden anstatt auf ewig als eigenbrötlerische Einzeller im Urozean herum zu schwimmen. Nur im Kollektivverband konnte man es auch aus dem Ozean ans Land schaffen. Mein Bewusstsein ist also bestenfalls ein Kollektivbewusstsein.
Wenn wir die Stoffwechselvorgänge im Körper berücksichtigen, dann muss man ausserdem feststellen, das wir in ständiger Wandlung begriffen sind. Die Atome und Moleküle aus denen ich vor 20 Jahren bestand, sind heute schon wieder ganz woanders. Ich glaube mich zu erinnern gelesen zu haben, das alle Moleküle unseres Körpers ungefähr alle 7 Jahre komplett ausgetauscht sind. Die Materie, aus der ich als Teenager bestand, ist eine ganz andere als die aus der ich heute bestehe auch wenn manches an der Form ähnlich geblieben ist, so wie das Nachfolgemodell eines Autos ähnlich, aber nicht identisch ist.
Nicht nur unser Bewusstsein ist wohl eine Illusion, sondern wahrscheinlich sind auch Raum und Zeit eine Illusion. Vielleicht ist sogar die Realität eine Illusion. Es gibt also keinen Grund, sich dem Tod so defätistisch und pessimistisch zu nähern. Haben wir etwas zu verlieren? In Monthy Pythons "Life of Brian" wurde diese Frage ganz vorzüglich beantwortet:
"You come from nothing and you go to nothing. So.. what have you lost?! Nothing!!