Ich habe mich gerade noch mal ein wenig über Rendaku belesen (Timothy J. Vance - "Rendaku" in "Handbook of Japanese Phonetics and Phonlogy" falls jemand nachlesen möchte
) und habe dort Folgendes in Erfahrung bringen können:
Es gibt Belege dafür, dass sich im
Early Middle Japanese (EMJ, 800-1200) Rendaku nach einem bestimmten Muster gebildet hat.
Als Beispiel dafür ist das Wort 硯(すずり, Tuschreibestein) genannt. Es hat sich aus dem EMJ [sumisuri] über [sũmsuri], [sũmzuri], [sũnzuri] zum heutigen [suzuri] entwickelt.
Das allgemeine Muster, das sich abzeichnet ist NVT → D wobei N ein nasaler Konsonant (m,n), V ein Vokal, T ein stimmloser Obstruent (p,t,k,s) und D ein stimmhafter Obstruent (b,d,g,z) ist. Beim suzuri-Beispiel ist also /mis/ (NVT) zu /z/ (D) geworden.
Was das Ganze jetzt mit の zu tun hat, zeigt das Wort 朝霧(あさぎり, Morgennebel).
Schaut man sich die einzelnen Komponenten dieses Wortes an, so erhält man /asa/ und /kiri/. Wendet man darauf die "NVT → D"-Regel rückwärts an, so erhält man Folgendes: /asa/ + NV + /kiri/. Es muss also eine Nasal-Vokal-Silbe zwischen /asa/ und /kiri/ existiert haben. Sinn ergeben tut hier die Possesivpartikel の, so dass man 朝の霧 (/asa+no+kiri/) erhält. In diesem Fall wurde (jetzt wieder vorwärts gedacht) /nok/ durch /g/ ersetzt.
Laut Vance gibt es drei verschiedene Arten von Substantiv-Substantiv-Komposita mit no:
1. Einfache Aneinanderreihung ohne Rendaku: 手首 (= te+kubi)
2. Rendaku durch die "NVT → D"-Regel: 手袋 (← te+
no+
fukuro)
3. Wörter, in denen das no erhalten geblieben ist: 掌 (= te+no+hira)
Bei Reduplikationen (近々 ← chika+chika) wird übrigens davon ausgegangen, dass sich diese durch die Dativ-Partikel に entwickelt haben.
Zusammenfassend gibt es also einen Zusammenhang zwischen Rendaku und dem Verschwinden von の, allerdings nicht bei jedem Substantiv-Substantiv-Kompositum.
TCJN schrieb:Kann man das dann auch mit allen anderen derartigen Konstruktionen machen?
Das Ganze ist keine allgemeingültige Regel, sondern eher eine Erklärung, wie es zu solchen Rendaku-Wörtern kommt.
Es gibt aber auch Beispiele für solche Entwicklungen mit modernen Lehnwörtern: ハート型 (hāto + kata = hātogata), oder noch besser 雨合羽 (ame + kappa = amagappa ('kappa' ist ein Lehnwort aus dem Portugiesischen)).
Kikunosuke schrieb:Rendaku bezeichnet doch nur die Lautveränderung durch Dakuten (” und 。), nicht das Auslassen von no?
Ich hoffe, der Zusammenhang zwischen Rendaku und dem Auslassen von no ist jetzt ein bisschen deutlicher geworden. Natürlich ist nicht jede Art von Rendaku auf ein no zurückzuführen...
PS: Die (Han-)Dakuten gibt's auch als eigene Zeichen: ゛゜