Wie versprochen, habe ich am Wochenende das Buch überflogen und die
subjektiven Vor- und Nachteile überschlagen. Zusammenfassend: dieses Buch ist geeignet, um mal unverbindlich die Sprache im Selbsstudium zu beschnuppern.
Pros:
prädestiniert fürs
Selbststudium
sehr
leicht verständlich; der Leser macht schnell Fortschritte und wird dabei nicht überfordert
lauwarme
Gewöhnung an Kanji und Kana von Anfang an, aber
nur passiv
gut geeignet für
grammatikscheue Leser
handliches Format, passt in jede Jackentasche, hardcover (unverwüstlich), man kann das Buch bequem überallhin mitnehmen (Straßenbahn, Park, Toilette...)
das Buch selbst ist mit 20 Euro relativ
preiswert
CDs mit allen Texten und Übungen, allerdings mit 90 Euro ausgesprochen
teuer
die mehr oder weniger
amüsanten Cartoons verleiten dazu, die Sprechblasen zu entziffern
die Anmerkungen enthalten
Einblicke ins tägliche Leben, z.B. "Die Japaner bezahlen am liebsten bar."
Cons:
Die Lektionstexte werden mit der
Romaji-Transkription und einer deutschen Lautschreibweise vermischt. Der Leser hat (rein optisch)
kein Gefühl, einen konsistenten Japanischen Text zu lesen, weil er sowieso (ist eine bestätigte Vermutung) die lateinischen Buchstaben liest. (Im "Sauseschritt" sind die Kana-Texte von den Romaji-Texten getrennt. In einigen anderen Büchern findet man den gesamten Text in Kanji nochmal im Anhang.)
Die deutsche Lautschreibung ist sehr sehr gewöhnungsbedürftig, z.B. "ualu.i" (warui=schlecht), "dschüü" (juu=10).
Bedingt durch das knappe Format werden
die Texte auf viele Seiten verteilt, wodurch der Überblick verloren geht. Der Text lässt sich nicht fließend durchlesen, weil ständig umgeblättert werden muß. Oft fragt man sich, ist der Text schon zu Ende oder geht es auf der nächsten Seite weiter?
Die
Kanji- und Kanaschreibung wird programmatisch nicht geübt. Im Anhang S.112 heißt es sogar "
Versuchen Sie aber noch nicht, die Zeichen zu schreiben". Die Eigeninitiative wird gehindert. Kana wird überhaupt nicht geübt, deswegen unterlassen es (laut einer nicht repräsentativen Umfrage) die meisten Leser, die Kanji und Kana überhaupt zu lesen. Woher sollen sie es denn können?
Die
Übungssätze sind inkonsequent aufgebaut. Ein Bsp. von S.74:
1. Ich habe eine Tochter.
2. Wie alt ist sie?
3. 6 Jahre.
4. Wo wohnen Sie jetzt?
5. Vor fünf Jahren habe ich diesen Fotoapparat gekauft.
Die
Grammatik wird wirr durcheinander vorgestellt, eine strukturierte Einführung und ein Grammatik-Index fehlen. Assimil stellt seine Methode so vor: "
Die bewährte Assimil-Methode basiert auf dem Prinzip des natürlichen Assimilierens, d.h., Sie lernen eine Fremdsprache auf ganz ähnliche Weise, wie Sie als Kind Ihre Muttersprache gelernt haben. Diese Methode ermöglicht es Ihnen somit, Grammatik und Wortschatz ohne lästiges Auswendiglernen spielend zu erlernen."
Dieser Ansatz ist meiner Ansicht nach zwar in einer reinen japanischen Umgebung gerechtfertigt, aber nicht bei einem Studenten in Deutschland. Ein japanisches Kind oder ein Student in Japan kann auf diese Art die Sprache lernen, aber dann braucht er dieses Buch nicht. Für mich ist die Grammatik das Fundament beim (ernsthaften) Erlernen einer Sprache. Die Wörter selbst kann ich auch im Wörterbuch nachschlagen, aber wie baue ich aus den Wörtern korrekte Sätze ohne die Grammatikkenntinisse?
Allerdings sind die wenigen über das Buch verteilten
Grammatik-Zusammenfassungen recht informativ.
Der verwendete Wortschatz ist breit, aber
die eingeführten Wörter werden nicht geübt. Die meisten Wörter tauchen nur ein einziges Mal in dem Buch auf. Somit können sie sich nicht im Langzeitgedächtnis festsetzen.
Außer den CDs
kein Begleitmaterial, wie z.B. Übungshefte, Kanji-Hefte (z.B. Strichreihenfolgen)
An kane tensen: "
Jarek- kann es da wirklich sein, daß kein richtiger Satzbau gelehrt wird?? Zumal unter jedem Wort die wörtliche Übersetzung steht??"
Es werden lediglich sehr viele
Beispielsätze gebracht, aber
kein Satzbau ordentlich erklärt. Wenn ich ein Lehrbuch in die Hand nehme, dann will ich im Inhaltsverzeichnis (oder Index) finden können, in welchem Kapitel Passiv, Zeiten, Konditional, Nebensatzbildung, reported speech erklärt werden, das fehlt hier.
An Christa: ich finde Deine Beurteilung sehr zutreffend.
MfG