Filmkritik
Es geht um Rache. Das zumindest weiss man nach dem ersten Kapitel. Der Film ist nämlich unterteilt, und in jedem Kapitel wird dem staunenden Beobachter ein neues Stück erzählt. Aber nein: Nicht einfach erzählt. Es wird
serviert! Und im Gegensatz zu dem Klingonischen Sprichwort, in dem Rache "am besten kalt" serviert wird, geht es hier wirklich heiß zur Sache.
Und zwar von Anfang an und ohne Kompromisse. Der Zuschauer gewöhnt sich schnell an den Film, denn der arbeitet zu großen Teilen mit der klaren 'japanischen' Optik, mit großen Flächen und geometrischen, kompositorisch ein wenig an "Hero" erinnernden, Bildszenen. Jedes Bild sprüht entweder vor Spannung oder ist so perfekt, als befände man sich mitten in einem Zen-Garten... und das ist teilweise auch der Fall. Die Spannung geht nie verloren. Jedes Kapitel klärt einige Fragen und wirft zugleich wieder brennende neue auf, und das innerhalb von Sekunden eines einzigen Dialogs, und davon sind mindestens 60% auf Japanisch. Die Dialoge sind nie zu viel, denn dieser Film lebt vom Kontrast der stillen und lauten Momente: Die Ruhe vor dem Sturm, der entfacht wird, wenn die Hauptfigur in teilweise komischen, aber immer packenden Kampfszenen ihren Gegnern den Gebrauch des katana vorführt. Brutal ist er, ja, aber Quentin Tarantino hat diese Gewalt, wie überhaupt den ganzen Film, stilisiert. So sieht man keinerlei Gedärme oder ekliges zeug, nein, er bleibt klar bei der Anime-haften Brutalität, bei optisch schönen Formen. Es ekelt nicht, es schockt kurz, aber nicht nachtragend, und es packt einen doch. Und hat man sich ersteinmal an großflächige Blutfontänen als weitere Farbe und, brutal aber nie eklig, sauber abgeschnittene Gliedmaßen gewöhnt, entdeckt man das wirkliche
Kunstwerk, das dahinter steckt:
Ein traumhaftes, teils surrealistisch märchenhaft anmutendes Rätsel, das mit vielschichtig verflochtenen Spannungsbögen den Zuschauer fesselt und mit seinen Bildern an die Leinwand bannt. Die Regieleistung ist teilweise erstaunlich: Bild, Story und Spannungsbogen, Schauspieler und Musik sind kreativ und passen wie die Faust aufs Auge. So ertönt im großen Endduell das "Lied vom Tod", es rieselt der Schnee und ein paar Meter entfernt klappert eine Wasserpumpe im 20-sekunden-Takt, während die Kontrahentinnen das Blut von ihren glänzenden Schwertern in den makellos weißen Schnee tropfen lassen. Oder der Flug durch die roten Wolken, direkt über den Dächern Tokyos; das katana neben sich und unter sich schon den Feind im Blick und im nächsten Bild schon auf dem Motorrad neben dem Feind auf Rache sinnend.
Fazit: この映画を見て下さい!
Quentin Tarantino hat wirklich keine brutal-eklige Hollywood-hau-drauf-Action gemacht, sondern mitreißendes, tiefgründiges Actionkino mit sehr guter Martial-Arts und hervorragenden Bildern, dazu eine spannende Story, die von den Schauspielern exzellent getragen wird. Das ist nicht Massenprodukt oder Standardkost, das ist mal ein Kunstwerk, für das sich die Kinokarte lohnt. Für mich einer der besten Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe! (Bin grad erst vom Kino zurück... seht mal um welche Uhrzeit ich das hier poste
)
Daher ein großes
+++ für diesen Film! Ich empfehle ihn jedem von euch, der schon über 18 ist. In meinen Augen wie gesagt ein Geniestreich von Quentin Tarantino, der für mich auch Pulp Fiction noch übertrifft!
Ich wünsche viel Spannung und Unterhaltung im Kino, Langeweile ist jedenfalls ausgeschlossen!