(24.03.15 22:51)Nia schrieb: Vielleicht weißt das dann ja auch wirklich darauf hin, dass im Allgemeinen meist die Stockente gemeint ist, wenn die als einzige als echt zählt.
Mir fehlt ein gutes Wörterbuch, um das zu klären, aber es sieht für mich bisher so aus, als ob カモ oder 鴨 (kamo) wie "Ente" im Deutschen gebraucht wird, also verschiedene Biospecies (Arten) meinen kann, aber häufig wohl die besonders gemeine Stockente betreffen wird. In der wissenschaftlichen Einteilung und Terminologie gehört die sogenannte "Hausente" als domestizierte Unterart zur Species der Stockente. Aber der volkstümliche (triviale) Gebrauch der Sprache muss dem wissenschaftlichen nicht entsprechen. Es könnte auch sein (dazu fehlt mir eben eine eindeutige Quelle), dass der Japaner mit "kamo" nicht die "Hausente" meint, zumal der Mensch über die Jahrtausende vergessen hatte, dass er seine Hausente aus der Stockente gezüchtet hat.
Eine zweite domestizierte Entenform ist übrigens die Türkenente oder Warzenente (
Cairina moschata forma
domestica), deren Stammart nicht die Stockente (
Anas platyrhynchos Linné, 1758) ist, sondern die Moschusente (
Cairina moschata Linné, 1758), die also nicht nur einer anderen biologischen Art, sondern sogar einer anderen biologischen Gattung angehört. Was sie allerdings nicht davon abzuhalten scheint (jetzt folgt eine Angabe aus der deutschen Wikipedia), mit der Hausente (Pekingente) Bastarde zu zeugen, wenn auch keine fruchtbaren, sondern lediglich als Mastform gebrauchte.
Wenn man wissen will, welche biologischen Arten mit "Ente" gemeint sein können, dann kann es sinnvoll sein, die klassische Gliederung der Gruppe der Entenvögel (Anatidae Leach, 1820) zu kennen, zu der die "Gänse", "Schwäne" und eben "Enten" gehören. Neben den zwei erwähnten Haustierarten (Hausente mit Stammart Stockente, Türkenente mit Stammart Moschusente) gibt es in dieser Gruppe noch zwei weitere (Hausgans mit Stammart Graugans =
Anser anser (Linnaeus, 1758), Höckergans mit Stammart Schwanengans =
Anser cygnoides (Linnaeus, 1758)).
Die Gruppen der "Gänse", "Schwäne" und "Enten" (wissenschaftlich teilweise in verschiedene Unterfamilien und Triben aufgeteilt) können aber an ihrer Biologie (Lebensweise, Körperbau) auch für Laien leidlich auseinandergehalten werden. Sie haben zwar alle Schwimmhäute an den Vorderzehen, oft recht lange Hälse, werden durch das gleichzeitige Verlieren aller Schwungfedern während der vollständigen Mauser im Sommer oder Herbst vorübergehend flugunfähig, weisen das typische Schnattern mt dem fortwährenden Öffnen und Schließen des Schnabels zur Lauterzeugung auf und sind als Jungen Nestflüchter, die meist gleich nach dem Schlüpfen mit ihrem dichten Dunenkleid aufs Wasser gehen und selbständig Nahrung suchen (siehe Avatar von torquato). Es gibt aber auch Unterschiede:
Schwäne: groß, mit besonders langen Hälsen. Geschlechter sind gleich gefärbt, im Alter oft weiß. Ehen halten meist lebenslang. Männchen bleibt während der weiblichen Brut bei den Jungen.
Gänse: Geschlechter sind gleich gefärbt, Ehen halten meist lebenslang. Männchen bewacht weibliche Brut und beteiligt sich an Jungenfütterung. Vegetarier, die ihre Nahrung überwiegend an Land aufnehmen und deren Schnabel hochkantiger und nicht so breit und löffelförmig wie bei Enten ist und keine Funktion als Sieb mehr hat, sondern dessen Lamellen wie "Zähne" beim Abbeißen von Grashalmen dienen.
Enten:
Männchen der meisten typischen Enten legen (nach der Mauser im Herbst oder Frühjahr) ein buntes Prachtkleid an (das sie vor dem Abwurf der Schwungfedern im Sommer gegen ein meist dem Jahreskleid der Weibchen ähnliches Schlichtkleid eintauschen). Weibchen brüten und kümmern sich meist allein um die Jungen. Dauerehen sind wohl selten. Besitzen einen Seihapparat zum Herausfiltern von Nahrungspartikeln aus dem Wasser. Bei der Lebensweise unterscheidet man hauptsächlich zwei Ökotypen:
1. Gründelenten: Adulte Tiere tauchen meist nicht und nehmen Nahrung vom Land (z.B. Gras), von der Wasseroberfläche oder vom Seichtwasserschlamm auf. Kippen nur Kopf und Hals oder tauchen den nach vorne gekippten Vorderkörper ins Wasser ("Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh'") und haben dadurch nur geringe Reichweite im Wasser.
2. Tauchenten: Vorzugsweise Kleintierfresser, erreichen - je nach Art - auch höhere Tiefen im Wasser, haben beim Schwimmen stärkeren "Tiefgang" als Gründelenten. Die "Säger" jagen und greifen mit ihren "Hornzähnchen" Fische.
In Bezug zum japanischen Gebrauch von "kamo" vermute ich, dass dies die im Sinne des Vorgesagten als "Enten" (vielleicht eher Gründelenten) eingestuften Gruppen bezeichnet, also nicht im breiten Sinne von "Entenvogel", aber auch nicht auf eine Gattung (z.B.
Anas) oder gar nur eine Art (z.B.
Anas platyrhynchos) allein beschränkt ist. Nichtsdestotrotz wird wohl wie bei uns oft die Stockente gemeint sein, ob mit oder ohne Haustierformen habe ich nicht gefunden. Literatur, die zur Klärung geeignet ist, würde mich sehr interessieren.