Beitrag #1

Ähnliche Frage, wie in meinem vor Kurzem gestarteten Thread zum Thema Vokabellisten.

Ich muss zugeben, dass ich dieses Thema bis jetzt etwas stiefmütterlich behandelt habe. Irgendwie will mir keine Methode einfallen, wie ich an diesen Bereich herangehen soll oder könnte. Allgemein habe ich mich bisher eher auf mein Gefühl verlassen - wodurch ich natürlich schnell an Grenzen stoße.

Hinzu kommt, dass ich nicht durch einen Kurs oder ein Lehrwerk gegangen bin, welches dieses Thema systematisch behandelt und aufbaut (von JfS mal abgesehen).

Daher möchte ich euch fragen, wie ihr an das Thema Grammatik herangeht. Erstellt ihr euch z. B. "Grammatik-Decks" in Anki oder vergleichbarem? Wenn ja, wie sehen die aus? Oder gibt es andere Vorschläge?

Mich interessieren die vier Bereiche:

• Das Erkennen grammatikalischer Wendungen in Texten,
• Verstehen grammatikalischer Wendungen während eines Gespräches oder Audio-/Filmmaterials
• das Verwenden von neuen Grammatikformen in einem Aufsatz oder Brief und
• das Verwenden neuer Grammatikformen während eines Gespräches

Besonders den letzten Punkt zu lernen empfinde ich als besonders schwierig, vielleicht geht das tatsächlich nur, wenn man täglich die Gelegenheit hat, Japanisch zu sprechen?

Mir fallen beim Lernen auf Anhieb oft keine Gelegenheiten ein, zu welchen ich meine aktuell gelesene Grammatik-Form verwenden könnte - und während eines Gespräches fällt mir nur noch ein, dass ich mal etwas gelesen hatte, das ich in dieser Situation hätte verwenden können - leider aber meistens ohne dass mir die jeweilige Grammatik-Form wieder in den Sinn kommt.

Wie sind eure Erfahrungen? Hat jemand einige Tipps parat? Wie lernt ihr Grammatik?

Beitrag #2

Eine gesonderte Grammatik-Lernmethode habe ich nicht - ich lerne eh nie einzelne Vokabeln sondern nur ganze Sätze, und da ist auch Grammatik mit drin. Allerdings habe ich, um die Grammatik mehr oder weniger systematisch zu lernen, aus verschiedenen Grammatikwerken (Japanische Morphosyntax, Kanzen Master 2kyuu und 1kyuu) die Beispielsätze kopiert und in meine Anki-Lerndatei eingefügt. Außerdem habe ich mir noch eine fertige Anki-Datei mit allem Beispielsätzen aus A Dictionary of Japanese Grammar (alle Bände) heruntergeladen. Dadurch, dass ich beim Lernen täglich damit konfrontiert werde, hoffe ich einfach, dass sich dadurch auch die Grammatik irgendwann einprägt - zunächst nur passiv, vielleicht aktiviert sie sich ja irgendwann auch mal. Aber gesondert Grammatikformen lernen wie たとえ～ても bedeutet auf Deutsch ABC und das sagt man, wenn XYZ, nein, das mache ich nicht. Habe ich mal ansatzweise getan, aber das hat sich als für mich nicht sehr sinnvoll herausgestellt, da langweilig.

Beitrag #3

Ich weiss nicht, ob ich kommentieren soll. Ich bin noch nicht auf JLPT1 level. Ich schreibe viel. Und lasse es dann korrigieren, von meiner Lehrerin. Es braucht viel Zeit, aber es sitzt anders, als nicht geschriebenes. Ich teste damit auch Grenzen, kann ich es so erweitern, oder so. Ihre Rückmeldung ist unschätzbar. Learning by doing. Ohne aktives Sprachgebiet.

Beitrag #4

Ich habe für mich das perfekte Grammatik-Lehrwerk gefunden:
A Dictionary of Basic/Intermediate/Advanced Japanese Grammar

Eigentlich wäre es ja als Nachschlagewerk gedacht, aber ich finde, dass die Einträge einiges wertvoller sind, als diejenigen (meist unvollständig/oberflächlich) in Lehrbüchern! Gut, es gibt keine Übungen, dafür sind die Beispielsätze Gold wert und die Erläuterungen/Verweise zu sinnverwandten Begriffen findet man so wohl auch in keinem Lehrbuch!

Ich werde jedenfalls - nach Beendigung meines Langenscheidts Lehrwerkes - nur noch mit diesen 3 Schinken Grammatik büffeln! Diese Methode ist zwar etwas stur und trocken, aber äusserst effizient, wie ich finde... ;-)

edit: Ihr werdet nun auch nicht mehr mit meinen ewigen Grammatik-Fragen belästigt! ^^

Beitrag #5

Ich füge die grammatikalischen Konstruktionen einfach in mein Vokabel-Anki-Deck ein. Also z.B. ins Japanisch-Feld ～ごとく／～ごとき／～ごとし. Ins Deutsch-Feld kommt dann halt die japanische Entsprechung aus dem Lehrbuch ～のように／～のような／～のようだ （書き言葉）. Eine wirklich deutsche Entsprechung / Umschreibung gebe ich nur ein, wenn ich eine 100%ige habe, was sehr selten vorkommt. Wichtig ist, dass ein einzelner Beispielsatz oft nicht ausreicht. Es ist also nicht selten, dass ich 3-4 Beispielsätze dazu schreibe.
Die Beispielsätze sind bei mir ein zusätzliches 4. Feld, welches immer erst angezeigt wird, wenn die Antwort schon gegeben wurde. Dann lese ich die Beispielsätze sorgfältig durch, auch wenn ich die Antwort richtig hatte. Man muss sich ja auch merken, wie die Form gebildet wird. Also ob z.B. nur an Substantive angeknüpft wird ö.ä.
Optimal wäre es sicherlich, wenn man zu jeder Konstruktion mehrere Beispielsätze auswendig könnte. Aber selbst dann hat man das natürlich noch nicht aktiv drauf. Das Im-Gespräch-Anwenden-Können kommt wohl nur vernünftig, wenn man einen japanischsprachigen Alltag lebt...

Beitrag #6

@Onizuka
Danke für den Hinweis. Aber mir geht es in diesem Thread eigentlich darum, wie andere User/Japanischlerner an das Thema Grammatik herangehen. Mich würde also neben dem Literatur-Hinweis auch interessieren, wie genau du damit lernst bzw. die Grammatikfloskeln für dich verfügbar machst.

@shakkuri
Ja, so etwas hatte ich auch in Arbeit - wobei ich deutsche Entsprechungen gesucht hatte und irgendwie daran gescheitert bin.

Woher bekommst du deine Beispielsätze bzw. welches Lehrbuch mit japanischen Entsprechungen genau meinst du?

Ich frage mich halt, ob es für mich sinnvoll ist noch ein Deck mit Inhalten zu füllen (siehe anderer Thread: "Nebenbeschäftigung") oder ob ich mir Grammatikfloskeln lieber anhand ihres Vorkommens in Texten klar zu machen und einfach viel zu lesen oder vielleicht sogar einige eigene Sätze mit den gerade gelesenen Grammatikfloskeln zu bilden. Klar, im Hinblick auf einen JLPT 2 oder 1 mag das vielleicht nicht effektiv sein, aber es spricht auch einiges dafür, wie z. B. nicht zuletzt etwas mehr Spaß an der Sache in der knappen Zeit, die mir jeden Tag zur Verfügung steht...

Beitrag #7

Das obige Beispiel ist aus dem 耳から覚える 文法トレーニング Buch von ALC Press. Es erscheint mir etwas verständlicher zu sein als das 完全マスター Buch, dass ich ebenfalls habe. Da stehen hier z.B. 5 normale Beispielsätze + 2 Beispiele mit etwas speziellerer Bedeutung. Im Prinzip sollte es aber egal sein, aus welchem Buch man seine Beispiele holt.
Es kommt schon mal vor, dass mir alle angegebenen Beispielsätze nicht so wirklich klar sind, dann suche ich die Konstruktion bei Kwic On Web und versuche, ein besseres Beispiel zu finden.

Beitrag #8

(16.05.10 10:49)Shino schrieb:  @Onizuka
Danke für den Hinweis. Aber mir geht es in diesem Thread eigentlich darum, wie andere User/Japanischlerner an das Thema Grammatik herangehen. Mich würde also neben dem Literatur-Hinweis auch interessieren, wie genau du damit lernst bzw. die Grammatikfloskeln für dich verfügbar machst.

Also für's erste kämpfe ich mich stur durch alle Grammatik-Einträge durch, versuche die einzelnen Gefüge wie Vokabeln zu lernen (und behalten). Dann werden aussagekräftige Beispielsätze, ca. 2-4 pro Grammatik-Fall, mehrfach gelesen, immer wieder abgefragt (wie Flashcards).
Zum Schluss erstelle ich eine Auflistung, mit grammatik.-Begriffen, welche ähnliche Verwendungszwecke haben und sich vielleicht nur in Einzelheiten unterscheiden. (...um diese nicht zu verwechseln!)

edit: Ich denke aber, dass man - gerade beim Sprechen - mit viel weniger Grammatikfällen auskommen würde, als man denkt! ;-)
Nur für's Hör- und Leseverständnis kann es natürlich nicht Schaden, "sämtliche" Fälle zu beherrschen... deshalb; viel viel lesen!

Beitrag #9

Hallo Shino,

Grammatik lerne ich ähnlich, wie die bereits erwähnten Methoden.
Die zu lernende Grammatik schreibe ich in einen gut verständlichen Beispielsatz auf. Da es mir in erster Linie um die Grammatik geht, bemühe ich mich einen möglichst leicht verständlichen Satz zu nehmen, der ohne unbekannte Vokabeln auskommt und die neue Grammatikstruktur gut repräsentieren kann. Auf der Rückseite dann die deutsche Übersetzung.

Übrigens bastele ich mir auch immer wieder auf die gute alte Papierart Karteikarten Das hat den Vorteil, dass ich durch das eigene Schreiben schon gleich besser lerne, als wenn ich den Satz in den PC eintippe und zum anderen kann ich da gut mit Farben spielen. So schreibe ich z.B. die zu lernende Grammatik in rot, den Rest des Satzes schreib ich in schwarz. Ein riesengroßer Nachteil der Sache: Platz! Ich habe früher alles auf Karteikarten geschrieben. Meine ganze Wohnung war voll mit den Dingern und irgendwann hat es mir gereicht und ich hab sie alle weg geschmissen. Jetzt schreibe ich zwar nachwievor immer mal wieder Karteikarten, aber aus irgendeinen Grund verschwinden die nun auch immer Mit Anki und co. konnte ich mich nie richtig anfreunden. Ich habe immer das Gefühl als wenn diese Programme mir nicht all meine (Funktions-)Wünsche erfüllen können. Gleichzeitig ist die Arbeit (für mich), die Dateien selber zu erstellen ziemlich öde und demotivierend.

Die Anwendung der neu gelernten Grammatik halte ich für sehr wichtig. Als ich noch in Japan war, habe ich mich bemüht die neuen Strukturen gleich an den "Mann" zu bringen - und das hat super funktioniert Die Grammatik, die ich auch in Alltagssituationen anwenden konnte, saß bombenfest. Jetzt wieder in Deutschland, ohne Unterricht, ist es - wie du bereits vermutet hast - schwierig bis unmöglich eine Situation zu finden, wo du so eine Grammatik mal anwenden kannst.

Ich habe dieses Problem so gelöst, dass ich versucht habe im Geist mit mir ausschließlich Japanisch zu sprechen und mich gezielt bestimmten Bedinungen ausgesetzt habe, um die Grammatik zu üben. Natürlich kannst du auch einfach versuchen selbständig ein paar Beispielsätze zu überlegen und schreibst sie dir auf.